“wArUM HAusT dU DIcH sELBst?!” hör ich mich innerlich nachäffen und verspüre einen Phantomschmerz an den Wangen. Unschöne Erinnerung an einen Mitschüler aus der 8. Klasse. Der hatte Hände wie Klodeckel und sogar schon einen Bart. Ich versuche mich mit dem Gedanken zu trösten dass er vielleicht inzwischen im Knast sitzt oder wenigstens Haarausfall hat. Irgendwas um mich besser zu fühlen.
Seit 2010 gibt es das Trio aus Hamburg bereits mit Thommy (Gitarre/Gesang), Stefan (Schlagzeug) und PawLee (Bass). Ob Loser Youth den Satz “Warum haust dich dich selbst?” auch hören mussten? Mit Sicherheit, sonst würden sie nicht so angepisst klingen. Jedenfalls knallen Loser Youth ihr neustes, über RilRec erschienene Machwerk, in 15 Songs und weniger als 20 Minuten so vor den Latz, dass der Satz “Punk is Dead” als Ketzerei zu bezeichnen und mit 12 Backpfeifen zu bestrafen ist. Songs wie “L.O.S.E.R.“ oder “Amt” besitzen nahezu Anwandlungen eines Haiku: “Bitte ziehen Sie eine Nummer, dann scheißen wir auf ihren Kopf”. Tempo, gepaart mit genauso knackigen Texten, charmant rau und nicht überproduziert ballert die Platte gleich los. Bei “Floeten”dann doch noch mal der schnelle Blick zur Anlage ob es noch die gleiche Platte ist. Ja, ist sie aber der Song hat beinah sowas eingängiges an sich, dass ihn auch The Hives hätten spielen können. Jedoch unter der Prämisse dass ihn weiterhin Loser Youths Thommy singt.
Wenn man den Song “Misirlou“ aus dem Pulp Fiction Soundtrack und “Sick Boys Theorie des Lebens” aus dem Film Trainspotting in einem Glas vermischt und dem ganzen eine guten Schuss Punkrock hinzugibt, erhält man den Song “Raum 3”. Wahrscheinlich ist es eben genau diese Mischung weshalb er mir persönlich auch am besten gefällt.
Loser Youth klingen im Grunde zeitlos und könnten auch problemlos auf einem “Schlachtrufe BRD”-Sampler Anfang der 90er vertreten sein. Verglichen zu ihren Vorgängeralben wie “Livin’ La Vida Loca” oder “Es gibt viele schöne Plätze in Deutschland. Die schönsten sind für uns Arbeitsplätze.” sind Loser Youth auf ihrer inzwischen vierten Platte schon fast etwas ausschweifend was die Länge mancher Songs angeht. Aber wie heißt es doch so schön in “Ich bin ein Punk”:
“Mir doch Lachs / Scheißegal was die Leute tun/ Ich bin ein Punk und gehör nicht dazu.”
“Warum haust du dich selbst” erscheint am 04.09.2020 dann selbstverständlich auf schwarzem Vinyl über RilRec.
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