Puh! Mehrmals angehört. Mehrmals durchgeatmet. Mehrmals musste ich das Album irgendwie verarbeiten und habe als Gegenpol Indie-Pop benötigt. Die aus Erfurt stammende Band Deaftrap haben am 01.12.2021 ihr selbst betiteltes Album „Deaftrap“ auf dem Kölner Label Holy Goat Records veröffentlicht. Aber anstatt mich mit sanften Klängen zu beschallen, knüppeln sie mich auf derbste Art und Weise aus meinem Tagtraum.
Das Album umfasst elf Tracks mit einer Gesamtspieldauer von sage und schreibe neunzehn (!!!) Minuten und elf Sekunden. Alle zwischen 28 Sekunden und 4 Minuten 54 Sekunden Länge. Holladiewaldfee! Das sind neunzehn Minuten, die auf einem Konzert gedanklich durchaus lang werden können. Oder leider viel zu kurz. Man weiß es nicht. Ich persönlich hätte gerne etwas längere Tracks, da ich es aus dem Post-Rock-Bereich gewohnt bin. Zumindest auf der zweiten Seite gibt es ja dann mit dem abschließenden „Golghata“ etwas Längeres, was schon annährend Post-Rock-Länge hat, aber mehr, wenn man den Gesang außer Acht lässt, Richtung Post-Metal geht. Leider finde ich zu den Protagonisten der Band keine weiteren Infos, was ich schade finde.
Zu beschreiben wer aus der Band was macht, ist für mich zwar keine Grundvoraussetzung, aber doch ein wichtiger Teil eine Rezension schreiben zu können. Der Gesang ist im Gesamten eher hysterisch als wütend. Ich verstehe zwar kein oder kaum Satzfetzen, kann aber mit Hilfe des beiliegenden Booklets mitlesen beziehungsweise versuchen mitzukommen. Die Schlagzeugerin der Band müsste aus meiner Sicht nach jedem Durchgang dieses Albums völlig fertig sein. Das klingt total wild.
Bringt mich aber dazu meinen nicht vorhandenen Hut zu ziehen. Ich könnte zum einen nicht so singen und zum anderen auch nicht so das Schlagzeug bedienen. Würde ich mir sicher auch mal gern live aus sicherer Entfernung anschauen. Den Moshpit können gerne andere übernehmen. Mich beschleicht das Gefühl, dass sie auf dem Album von der anfänglichen Heavyness zum Ende hin etwas abnehmen.
„Deaftrap“ hat mir auf jeden Fall geholfen mal kurz auf andere Gedanken zu kommen und den Frust, den ich in diesem Moment beim Schreiben verspürt habe, zu vergessen. Es ist sicher nicht mein Lieblingsmusikgenre, aber dennoch ein solides Album, dass man sich kaufen sollte, wer auf Crust-Punk und Hardcore-Punk steht. Das Cover hat mir richtig gefallen, was auch ein wesentlicher Teil war, wieso ich mir das Album für die Rezension gewünscht habe.
Weiße Streifen, ähnlich wie ein weißes Rauschen im TV, dazu im Vordergrund die Krähe und der Deaftrap-Schriftzug. Ich wusste nicht genau, was mich musikalisch erwartet, aber eine Vorahnung bei diesem Cover konnte man durchaus haben. Im Paket waren auch ein paar Aufkleber und ein Aufnäher. Cool. Ich habe noch nie einen Aufnäher in einer zu rezensierenden Lieferung gehabt. Vielleicht hat meine Frau Lust unserem Junior mal wieder ein Loch auf einem Kleidungsstück zuzunähen.
Zu erwerben ist das Album per Mail bei Holy Goat Records über holygoatrecords@gmx.de.