Obwohl der Bandname SEÑOR TORPEDO an einen Latino-Pornostar denken lässt, findet sich auf dem Album “Army of Beauties” nichts, was in diese Richtung geht. Im Gegenteil, SEÑOR TORPEDO sind eine 1A-Elektroband aus dem ehrwürdigen Aachen und man muß sich wirklich fragen, warum man diese Band nicht schon längst kennt?
Seit 2001 eine Band – bzw. ein Band-Kollektiv – mit bisher kleineren Underground-Hits, holt SEÑOR TORPEDO nun zum großen Schlag aus. Das Album “Army of Beauties” hat alles, was es braucht: Einen Mix aus wechselnden Stimmlagen, richtig treibende funky Basslines, LCD-Drums, Modulationen, Sequenzer, Voodoo Percussion(!) und einfach squeere Gitarren-Riffs. Ein hochprozentiger Cocktail-Mix der Extraklasse!
Schon der Opener “Army of Beauties”, eingespielt im Bällebad (wo sonst?), lädt zum Tanzen ein. Das groovt von Sekunde eins an in jeder Körperregion. Hier gibt es nur Energie und Groove, lasst euch drauf ein und beginnt eure Körper zu bewegen. Bereits an dieser Stelle kann ich dem Hörer:in versprechen – es wird noch besser.
Im zweiten Song “Get your box” hört man eine Sängerin, die sehr spannungsvoll ihren Vortrag ins Mikro bringt. Mal gehaucht, hat man Angst, dass einen die gesungene Silbe wie ein Raubtier angreift. Der Song selbst ist ein schön verschachtelter Dance-Track, der sich an der Sängerin erfreut und diese liebevoll mit Synthies im 80er-Vintage-Style umspielt.
“Boom Badge” ist mein Lieblingssong und läuft seitdem in Endlosschleife. Ein Wahnsinnsteil, dessen Rhythmus sich ins Hirn hämmert und einen nicht mehr los läßt. So herrlich 80er und dazu noch in der Sprache der Liebe gesungen. Das klingt schon sexy, ohne dass man ein Wort versteht. Mein Schulfranzösisch reicht gerade dazu aus, zu verstehen: hier geht es nicht um den Kauf von Baguette oder Croissant.
Kaum ist die Französisch-Lektion vorbei, schmeichelt sich die Stimme der Sängerin wieder ein und haut mit “Losing Colours” wieder einen Dancefilla der Champions-League raus. Mit einem Down-Beat par excellence, sorgt die Rhythmusgruppe bei der für heiße Ohren. Wer da kalt bleibt, ist einfach schon tot und soll liegen bleiben. Alive to the floor – dead on the ground!
“Good, but not too good” ist für mich so ein Track, der einfach genial “danceable” ist. Die Stimme des Sängers ist so schwarz, dass man sich auf der Stelle darin verliebt und glaubt in Aachen habe das legendäre Studio 54 wieder eröffnet. Einfach unglaublich, wo SEÑOR TORPEDO dieses Gefühl hernehmen. Es ist alles schon mal da gewesen und wird doch so frisch und neu präsentiert – schier unglaublich. Ich komme bei dem Vinyl aus dem Staunen nicht heraus.
Dann kommt die Stimmen-Hexerin wieder ans Mikro. Niemand entkommt ihrem Gesang und sie weiß mit dieser Fähigkeit zu spielen. In “Course Exchange” werden wieder die Körper zu einem etwas ruhigerem Groove schwitzen – da bin ich mir sicher. Der Downbeat auf diversen Instrumenten und der Klicker-Synthie, geniales Rezept. Spätestens beim Refrain ist es dann vorbei… einfach nur geschehen lassen. Der Song hat echte Magie in sich und treibt weiter zum Tanzen an.
“Stop (Replay)” beschreibt eine Party und auch im Song geht es wieder durchaus schneller zur Sache. Schöne Echo-Effekte und Samples unterstützen einen hypnotischen Dancebeat, der wieder in alle Körperteile geht und spätestens hier hat man Corona und 2G+ komplett verdrängt. Im Laserlicht des Stroboskop bewegen sich Körper wie in Slow Motion und lassen sich in diesem Wahnsinnsbeat gehen. Bis zum Morgen – der Shit macht süchtig.
… und dann kommt “Vary”. Was fast als Dark Wave anfängt, findet schnell einen unglaublichen Rhythmus und einen Satanspriester-Gesang. Langsam, ruhig, eindringlich und manisch mit Gänsehaut-Effekt. Sowas habe ich schon ewig nicht mehr gehört – diese Stimmlage geht dermaßen unter die Haut und läßt alle Nerven und Synapsen tanzen. Als ob das nicht schon genug wäre, kommt die Sängerin noch dazu und es beginnt ein Wechselgesang, der einen Song von solcher Tiefe und Sehnsucht erzeugt, das es zum Niederknien schön ist. Bitte laßt das nie enden!
SEÑOR TORPEDO machen Musik für den Körper! Hier zählen vor allem drei Dinge: Beat, Groove und Energie. That’s it!
Allerdings schaffen es SEÑOR TORPEDO auf “Army of Beauties” dermaßen “strictly danceable” zu klingen, dass es eine Offenbarung ist.
El Señor Torpedo lanza un torpedo de baile tras otro desde su submarino de ritmo!
Für mich, die Tanzplatte des Jahres aus NRW!
Spielt das Vinyl ab, die Party wird kochen.
100% Erfolgsgarantie!
Absolute Kaufempfehlung.