Hatte ich eigentlich schon mal gesagt…? Ja, ich glaube schon. La Pochette Surprise Records aus Hamburg ist und bleibt weiterhin heißester Anwärter auf das geilste Label Deutschlands. Wo der knuffige Flipper drauf ist, ist garantiert auch Spitzenmusik drin. So sicher, wie das Amen in der Kirche, und so auch dieses Mal. Baby Jesus heißt die Band. Sie kommt aus Halmstad in Schweden und beglückt uns dieser Tage mit ihrem vierten Album, das auf den simplen Namen „Rock And Roll Music“ hört.
Und manchmal, da ist das Leben dann halt auch einfach so einfach. Das Quintett hält sein im Titel gegebenes Versprechen. Das hier ist es, was unter dem Banner „Rock And Roll Music“ firmieren darf. Simple, aber supereingängige, schrammelige Gitarrenriffs und Songstrukturen zwischen Wild Billy Childish und den Hives. Monströser Hall auf der Stimme. Da klingt das dann so, als hätten sie den Gesang in einer Tropfsteinhöhle aufgenommen. Als wär das noch nicht Ausrufezeichen genug, variiert der Gesangsstil äußerst gekonnt zwischen hyperventilierendem Gekreische und betörender Sinnlichkeit, so in etwa wie bei The Cramps. Ja doch, eigentlich genau so!
Dazu dann ein Backcover im Stile alter Rock’n’Roll-Platten und wenn man dem einen Bild der gelungenen Fotoauswahl glauben darf, dann haben Baby Jesus tatsächlich analog aufgenommen. Stilecht bis zum Geht nicht mehr. Dieses Mal allerdings nicht DIY und in Eigenregie, sondern im Proberaum nebenan und unter der Leitung von Anton Wernebäck. Öfter mal was Neues also im Hause Baby Jesus. Oder halt doch alles in der selben Garage. Songtitel wie „I Wanna Hear Her Say“, „I Can’t Have It“, oder auch „Rock’n’Roll City“ unterstreichen den puristischen Weg der Band, auch ohne dass ich jetzt detailliert auf die auf dem doppelseitig bedruckten Inlay abgedruckten Texte eingehen muss.
Das klingt jetzt doch alles arg nach Klischee, aber unter uns, Rock’n’Roll darf das doch auch. Aufgesetzt sind Baby Jesus aber beileibe nicht. Sie beliefern uns auf „Rock And Roll Music“ mit elf mitreißenden und authentischen Songs und wirken keinesfalls als netter, weil belangloser Aufguss, trotz allseits bekannter musikalischer Maßnahmen. Roky Erickson ist wieder da und The Sonics waren nie wirklich weg. Und auch die Beatles hatten irgendwas mit Indien am Hut, genauso wie Baby Jesus. Der Legende nach haben sich die Schweden auf einem ausufernden Indien-Tripp dazu entschlossen, eine Band zu werden. Im Dreieck der eben genannten fühlen sich Baby Jesus pudelwohl.
Auch Hörer*In wird sich pudelwohl beim Genuss der Platte fühlen, da bin ich mir schon sehr sicher, gehe aber auch stark von mir selber aus. I love it! La Pochette Surprise Records also wieder. Du tolles Label, du. Hast es erneut geschafft, mir Freude ins Haus zu bringen. Schaut auch ihr mal danach, auf Orange Swirl, oder halt auf schwarzem Vinyl. Beliefern kann euch wohl am besten La Pochette Surprise Records selbst.