Wenn ich eines hasse, dann sind es verdammt gute Bands, die ein Album auf den Markt schmeißen, so dass man sich dann mal wieder (oder auch nicht) mehrere Alben dieser Band besorgen muss. Sieht ja schon irgendwie doof aus, wenn man eine Band gut findet, dann aber auch nur ein Album im Regal stehen hat. Bei The Besnard Lakes ist es mir noch nicht passiert, aber deren neues Album „The Besnard Lakes Are The Ghost Nation“ könnte der Grund sein, wieso ich mir demnächst oder in naher Zukunft das ein oder andere Album mehr von The Besnard Lakes besorgen werde.
Schon der erste Titel „Calling Ghostly Nations“ macht deutlich, wohin die Reise geht: Ein langsamer Aufbau, schimmernde Gitarren und der leicht verhallte Gesang sorgen für eine geheimnisvolle Stimmung, die sich wie ein Nebel über alles legt. Der Song wirkt fast wie ein Tor in eine andere Welt und legt den Grundton für das gesamte Album fest.
Auch später bleibt die Band diesem Gefühl treu, erweitert es aber um neue Facetten.
„Chemin de la Baie“ ist ein gutes Beispiel dafür. Der Song ist ruhiger und weicher, mit sanften Gitarrentönen und einer Atmosphäre, die fast träumerisch wirkt. Hier zeigen The Besnard Lakes ihre Fähigkeit, Gefühle nicht durch große Gesten, sondern durch kleine, feine Nuancen zu transportieren. Man hat das Gefühl, an einem stillen Ort zu stehen und alles um sich herum wird langsam heller.
Ein echter Höhepunkt des Albums ist „Pontiac Spirits“. Dieser Titel ist emotional intensiver und dichter arrangiert. Die Musik schichtet sich immer weiter auf, ohne je unübersichtlich zu werden. Der Song ist zugleich warm und melancholisch – ein Stück, das viel Raum lässt, um seine eigene Geschichte darin zu finden. Die Band zeigt hier besonders stark, wie sie komplexe Musik trotzdem zugänglich halten kann.
Ein etwas direkterer Moment folgt mit „In Hollywood“, einem Song, der sich klarer strukturiert anfühlt als vieles andere auf dem Album. Die Melodie bleibt schnell hängen, der Gesang wirkt etwas offener, und das Gitarrensolo gibt dem Stück einen schönen Höhepunkt. Dieser Titel beweist, dass The Besnard Lakes auch zugängliche, fast poppige Elemente einbauen können, ohne ihre charakteristische Tiefe zu verlieren.
Insgesamt ist „The Besnard Lakes Are the Ghost Nation„ ein Album, das sowohl vertraut als auch neu wirkt. Die Band bleibt ihrem epischen, atmosphärischen Stil aus ihren vorherigen Alben treu, aber sie zeigt mehr Nähe und Gefühl. Die Songs brauchten gar nicht viel Zeit, um sich zu entfalten, was auch vielleicht daran liegt, dass ich ein Neuling bei der Band bin. Wer von den Kenner*innen unter euch bereit ist, einzutauchen und sich treiben zu lassen, bekommt ein warmes, vielschichtiges und sehr berührendes Album, das lange nachklingt.
Und auch nach mehreren Durchläufen muss ich immer wieder feststellen, wie nah das Album und die Band an Slowdive heranreicht.
Erwerben könnt ihr das Album in jedem gut sortierten Plattenladen und auch im Online-Handel, z.B. JPC.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken.


