Achtung, Achtung! Deckung im Schützengraben! Diese Scheibe ist eine Granate und sie wird in euren Gehörgängen explodieren. Sunflowers of Death aus dem Ruhrpott machen keine Gefangenen, sie spielen harten Punk! Oder auch Hardcore! Hauptsache direkt auf die Birne! Ohne Stahlhelm gibts nen Tinnitus.
Die Gitarre klingt das ein oder andere mal zwar deutlich nach Metal, versucht sich jedoch nicht in peinlichen Soliexperimenten. Nennt man sowas schon Crust? Keine Ahnung, die Schubladen sind leider nicht beschriftet. Sänger Marius Horstmann röchelt sich jedensfalls in bester Schreihals-Manier durch die 14 Songs, man hofft inständig dass ihm am Ende des Liedes nicht die Stimme versagt. Spoiler: Sie tut es nicht, denn im nächsten Lied ist sie immer noch genauso schroff. Richtig asi, aber geil.
Richtig asi, aber geil ist auch der Lebenswandel vom Sänger Marius, dem völlig ironiefrei das erste Lied Der Versagerpunk gewidmet ist. Darauf folgt mit Eiskunstlauf Hooligans der Überhit dieser Platte, der nicht nur schöne Mitgröhlparts hat, sondern textlich auch mal ein Thema anpackt, welches bisher von den Mainstream Punks totgeschwiegen wurde. Informiert euch mal über Tonya Harding und hört dann dieses Lied. Liebe Schlafschafe, ihr werdet erwachen!!!! Dann sollte euch auch klar werden warum Fußball sowas von nicht mehr fresh ist. Dritte Halbzeit? Gerne, aber in Zukunft auf`m Parkplatz vor der Eishalle und nicht mehr vorm Stadion…
Weiter geht es mit Blut und Blumen, ein gefühlvoll arrangiertes Bouquet an Lebensweisheiten, Protagonist Jonathan wird zu dem besten Freund, den man sich immer gewünscht hat. Eine Märchengeschichte im Highspeed. Ich könnte kotzen vor Glück.
Der nächste Song ist ein DIE ÄRZTE Cover (Westberlin), dann folgt eine Kurzanleitung in Sachen Moral, die übergeht in den zweiten großen Hit dieser Scheibe Dolphin Liberation Front, der richtig Bock auf einen Thunfischsalat macht: „Klackgeräusch und Echolot, sind dem Kontrolleur sein Tod!“
Die Ernsthaftigheit, mit der die gesellschaftspolitischen Probleme thematisiert werden, zieht sich über das ganze Album, das Philosphiestudium hat sich bei den vier Hobbymusikern und Vollzeitaxifahrern auf jeden Fall gelohnt. Ob Harald Glöööckler schon von seinem Glück weiß, in einem Songtitel der Sonnenblumen erwähnt zu werden? Seiner Karriere könnte es auf jeden Fall den letzten Kick geben und vielleicht startet er in der Modebranche so durch, wie man es den Jungs von Sunflowers of Death in der Punkszene wünschen würde.
Im letzten Lied Palmfett zeigen Sunflowers of Death, dass sie auch musikalisch mehr können als nur Gitarre in voller Fahrt und verzücken mit einer Elektropop Schnulze, die runter geht wie flüssiges Biskin. Palmfett halt.
Aber nicht nur die Musik überzeugt, auch das Artwork haut richtig rein und zeigt warum Vinyl so viel geiler ist als CDs oder eine digitale Variante. Eine handgemachte Collage ziert das ganze Gatefold Cover , welches wiederum eine quitschgelbe Langspielplatte in schwarzer Innenhülle beheimatet. Da wird die Haptik zur Bonusbeigabe.
Bleibt eigentlich nur die Frage, warum ich die Band eigentlich noch nie live gesehen hab, obwohl ihre Shows wohl höchst unterhaltsame Mottoparties sein sollen. Die Antwort bleib ich euch wohl schuldig. Hört rein und wenn es eucht nicht gefällt, dann: Holt doch die Bullen (Seite 2, Lied 1)
Unterstützt Menschen mit ADHS und kauft die Scheibe. Voll undergroundmäßig direkt bei der Band. Kapitalismus bleibt Handarbeit. sunflowersofdeath@gmx.de
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