Na ob das wirklich unnachahmlich ist, wie es der Aufkleber vorne drauf verspricht? Ich weiß nicht so recht. Beachtlich ist es aber allemal, dass sich das in Gainesville ansässige Quartett As Friends Rust, satte 22 Jahre nach dem letzten Album “Won”, heuer mit einer neuen Scheibe zurückmeldet. “Any Joy” heißt das gute Stück. Und ja, auch wenn der Grundton in Moll gehalten ist, macht es seinem Namen trotzdem alle Ehre. Freude kommt da sehr wohl auf, beim Hören der sieben neuen Stücke. Und ja, As Friends Rust können und werden auch weiterhin zurecht als Pioniere in Sachen melodischem Hardcore gehandelt.
Aber unnachahmlich? Zumindest lassen sich Vergleiche knüpfen. Schon beim Opener “Final Form” denke ich ganz ganz schnell an eine von mir sehr geschätzte Band, an Cave In. Die brachialen Chords, die feine, auch klagende Leadgitarre und der dezent mitschwingende Pathos machen das möglich. An die vibrierende Stimme von Sänger Damien Moyal muss ich mich aber erst mal gewöhnen. Der Mann kann definitiv singen, ja. Aber stilistisch, kenne ich so was ansonsten eher von so gruslig-grausligen Sachen wie irgendwas mit Gothic. Sicherlich nicht jedermanns*fraus Sache, dafür aber durchaus eine Art Alleinstellungsmerkmal in diesem Genre. Vielleicht deshalb auch unnachahmlich, aber auch nicht unbedingt zum Nachahmen empfohlen.
Ansonsten verstehen As Friends Rust ihr Handwerk auf jeden Fall. Das sind sieben toll geschriebene und arrangierte Songs. Besonders geil: die stilistisch auf den Pfaden des allmächtigen Eddie Van Halen wandelnden Gitarrenleads, die immer wieder dezent eingestreut werden. Das sorgt bei einem alten Mann wie mir regelmäßig für ein jugendsprachliches Ohaaa, ohne dass es aber nach Angebergitarristen stinkt.
Mein Favorit ist der zweite Song, “Positive Mental Platitude”. “Don’t you feel better now? Now that you’ve done all that you can do.” heißt es da im Refrain und ich empfinde das als eine aufmunternde Geste, verpackt im stimmungsmäßig wohl fröhlichsten Song auf “Any Joy”. Geht mir gut runter. “See Us Now” dann auch und hier kommen mir dank der Machart des Refrains Pioniere aus einer ganz anderen Ecke in den Sinn. Das Teil hätte auch gut und gerne aus der Feder von Dinosaur Jr. stammen können. Ganz schön was los im Hause As Friends Rust.
Eine Platte mit nur sieben Songs dann aber als Album verkaufen zu wollen. Na ja. Ich will da jetzt keine Haare spalten, aber anderswo wäre das vielleicht als EP durchgegangen. Wobei, und nur damit ihr das auch mal gehört habt: Das verantwortliche Berliner Label End Hits Records bietet “Any Joy” auch als CD mit zwei Bonustracks an. Da kommen wir dann dem Album schon näher. Beim Veröffentlichungstempo von As Friends Rust sind wir doch aber alle ganz froh, überhaupt wieder was auf dem (Platten-)Teller zu haben. Abgesehen von den (subjektiv) beschriebenen Ecken und Kanten haben wir es bei “Any Joy” nämlich mit einem guten Release zu tun, der – Achtung Phrasendrescherei! – alle Freund*Innen von Walls Of Jericho, über Stick To Your Guns bis hin zu den Get Up Kids mehr als glücklich stimmen dürfte.
Die Platte in schönem Inside/Out-Cover ist in diversen Farbvariationen am besten direkt bei End Hits Records zu haben.