Ne Weile habe ich drüber nachgedacht, wie ich das hier wieder anstelle, euch mehr Platten unterzujubeln, als die drei üblichen Dinger.
Ich habe also drei Kategorien.
„dr. seltsam – oder wie ich lernte die stille zu lieben“
„bombe surprise (französisch ausgesprochen, versteht sich. Und eigentlich heißt sie „bombe glacée“)“
„beschde (das ist Badisch für „sehr gut“)“
Kategorie 1 : „dr. seltsam – oder wie ich lernte die stille zu lieben“
Hochgejubelt und irgendwie gut aber auch nicht.
Berlin 2.0 mit ihrem Nachfolgealbum zu „Scherbenhügel“. Es heißt „Kaltental“ und ist erschienen bei Kidnap Music.
Ich schrieb dazu in meinem Blog www.provinzpostille.de
Poetische, linke Texte, die die momentane, nicht nur weltlichen, sondern auch sozialen Konflikte echt richtig gut widerspiegeln, auf den Punkt bringen.
Sei es in „AZ“ – eine Aufforderung!
Oder in „pflugscharen zu schwertern“
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„panzerliebe“ ist ein wirklich spannender Song, doch je länger die Platte läuft, desto mehr spüre ich, dass Berlin 2.0 einen geradezu ausufernd anderen musikalischen Weg suchen, den sie mit „scherbenhügel“ begonnen haben.
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Auch irgendwie seltsam empfand ich Kochkraft durch KMA, auch in meinem Blog.
Beide Bands habe ich schon live gesehen und kann sagen, das Kochkraft durch KMA eine unbändige Energie haben und eine saugute Live-Animations-Band sind. Eventuell ist es das, was das „Bild“ beim Hören der Platte etwas verzerrt.
Das neue Album heißt „hardcore never dies das“ und die ersten Songs sind absolut kreativ und sprudeln nur so vor Ideen und Energie. Das macht schon echt Bock. Total energiegeladene Band, die Bock auf Party hat, das zeigt und aber auch Inhalt präsentiert. Zwischen Dada-Lyrics und Sozialkritisch. Politisch auch.
Flinta*-Personen und allem, was gerade das Herz und Hirn der Generation zwischen 15 & 25 bewegt.
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Erfreutes Erstaunen begleitet mich über die gesamte Lauflänge. Als alten Blogger und Fanziner könnte man mir auch nachsagen, dass ich erschrecktes Erstaunen vor zu viel Neuem zeige.
Es ist mir aber auch schon in den 90ern, als das das erste Mal aufkam, zu viel Elektronik.
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Und eine letzte Band, die wirklich ein fantastisches Konzert im P8 in Karlsruhe gespielt haben und im Januar eine neue Platte veröffentlichten (die achte!) namens „alter Zorn“.
Die Rede ist von Turbostaat.
Im Grunde ist mein Kritikpunkt, dass das Cover wirklich (Freund der Band hin oder her) einfach schrecklich ist. Wenn ich das Bild sehe, habe ich schon keine Lust, die Scheibe aufzulegen.
Einer meiner besten Freunde ist großer Fan und ich muss ihm nach vielen neuen Umdrehungen Recht geben: ein paar Weiterentwicklungen, etwas deutlichere Sprache, großartiger Sound.
Diese Kategorie also mehr so ein „maulen auf hohem Niveau“. Es sind jetzt keine Platten, die mich total sprachlos zurücklassen. Solche würden nicht mal zwei Minuten auf dem Plattenteller überstehen!
Kategorie 2: „bombe surpise“
Mannometer, dieses Jahr hatte echt einige Überraschungen zu bieten!
Zum einen der Reissue der polnischen Punkband Post Regiment auf Refuse Records. Review habe ich für den Keks geschrieben. Tolles Cover und tolle Frau am Gesang!
Schwindel mit ihrem neuen Album „Tod dem Diktator“ mit dem die noisige Post-Punkband aus Berlin echt den Zeitgeist getroffen hat. Super Sound, treffende Lyrics und ein tolles Artwork. Erschienen bei Flight13. Review hier: Vinyl-Keks.
Eine Band aus meinem Bekanntenkreis, Review für die Provinzpostille, Modern Hell. Post-Emo-Core oder sowas. Modern und zugleich alles drin, was man so in der Jugend als Einstiegsmucke mitgenommen hat. Alles selbst gemacht. Von den Tönen über Artwork und Vertrieb. Erschienen beim hauseigenen Label i wish i could stay.
Die Freunde der italienischen Oper haben sich nicht nur mit dem endlosen Bandnamen in mein Herz gesungen. Es war vor allem der Videoclip. Oder nennen wir es: der Kurzfilm, der zum Song geschrieben wurde; und das vor über 30 Jahren!
„Kassandras Komplex“ heißt die Platte und ist absolut der Knaller. Review bei der Provinzpostille.
Hier das Video. Man kann es nicht einbetten, aber teilen: ikarus. Erschienen beim Majorlabel.
Eine Band aus Regensburg mit einem leicht seltsamen, wenn auch nicht minder minimalistischen Cover, beseelte meinen Plattenspieler.
DÄÄCHT aus Regensburg. Review noch nicht geschrieben. Allerdings verrate ich so viel: eine Band die zwischen Post-Hardcore, Garage und Post-Punk voll auf die Zwölf trifft. Super Album!
Kategorie 3: „beschde“
Jaja, die Besten. Eigentlich gibt’s ja sowas gar nicht.
Und ich werd das jetzt hier nicht einführen.
Allerdings gibt es in den wirklich vielen Alben diesen Jahres, die ich gehört habe, ein paar wenige, die es mehrfach (so 4 – 8 mal) in der „Freizeit“, neben dem journalistischen Hören, auf den Plattenteller geschafft haben.
Zum einen ist es VAAG, eine belgische Postpunk-Band, die einen wilden Sound aus Delay und Druck haben, und die ich zufällig an einem Queer-Wochenende in Brüssel in einem Plattenladen namens 72 Records entdeckte!
Review habe ich für die Provinzpostille geschrieben. Erschienen ist die Platte bei eatdustclothing. Dort gibt es einige witzige Bundles zu erstehen und die neue EP zu hören „rauw“.
Vaag machen richtig klasse Post-Punk, der sofort in die Beine geht und augenlicklich zündet. Nicht zu düster, nicht zu noisig, klarer Sound und leicht dystopisch.
Senor Karoshi haben mit „egosystem“ ein echtes Brett Discopunk abgeliefert.
Was erstmal schräg klingt, hört sich absolut eingängig an, ist sauber produziert, tiefschürfende, messerscharfe Lyrics, ein bombastisches Cover und jede Menge Hits. Erschienen bei Krachige Platten und im Eigenvertrieb.
Und dann noch Phileas Fogg mit ihrem selbstproduzierten und auf eigenem Label herausgebrachten zweiten Album „allesmusseinendefinden“. Review bei der Provinzpostille.
Mal abgesehen von den wirklich witzigen, auch selbstgemachten, Videoclips, empfinde ich das Cover als wunderschön minimalistisch. Ja, es ist elektronischer geworden als der Vorgänger. Hat tolle Musikzitate, sanfte, träumerische, wie auch sehr scharfe Lyrics.
Auf Schöne Platten Records erschienen.
Zum Abschluß des Jahres habe ich (zumindest mal für mich, hehe) fantastische Neuigkeiten:
es kommt ein neues Album meiner Band paddelnohnekanu beim Majorlabel raus und heißt „niemand liebt dich mehr“. Und das im Februar.
Bis dahin wird es ein paar Videos geben, allerdings auch wieder einen Stapel Reviews von mir; ich muss da noch was von 2025 durchhören!
Freue mich auf neuen Stuff, der bald im Briefkasten liegt und wünsche euch einen Guten Rutsch!

