Hm, ich bin gerade am bedauern. Ich weiß nur nicht, ob mich selbst, oder eher das Pop-Punk-Trio CF98 aus Krakau. Sollte ich die arme Sau sein, dann wohl deswegen, weil ich mit meinen Ü-40 einfach nicht mehr so locker und unbekümmert durch’s Leben wackeln kann wie die Pol*Innen. Sollte CF98 aber die A-Karte gezogen haben, dann weil sie mit rein rechnerisch ebenfalls Ü-40 immer noch so tun (können), als wäre das Leben ein Ponyhof. Anders ist die Musik auf ihrem neuen Album „Stupid Punk“ (VÖ am 24.10. auf SBÄM und Double Helix Records) – zumindest für mich – wohl kaum zu deuten.
Ha, da haben wir’s ja! Schon im Opener „I Hate My Life“ hab‘ ich CF98 auf frischer Tat ertappt. „I’m still younger in my mind. I’m hungry all the time. Every day feels like a fist fight. I’m defeated and I’m cold. You ask me I don’t know. I’m not grown up I fake this.“ Wir haben es hier also tatsächlich mit einer Gruppe Berufsjugendlicher zu tun. Da wird mir so Einiges klar und unter diesen Umständen und mit seeehr viel gutem Willen lass‘ ich denen das unter dem Motto „Zweckoptimismus“ durchgehen. Ansonsten ist dieser böse, böse Songtitel, gepaart mit den Problemen, die nicht wirklich welche sind, v.a. in lausigen Zeiten wie diesen, eher so was wie Jammern auf sehr hohem Niveau. Böse, böse wie ich bin, setz‘ ich noch einen oben drauf und sag‘, das ist eben das Jammern eines/einer Jugendlichen.
Gut. Dann haben wir uns jetzt so in etwa positioniert und von da aus ist es ein leichtes, die Musik einordnen zu können. Diese ist nämlich Pop-Punk der klebrigen Bubblegum-Sorte. Da könnten CF98 bald ein wirkliches Problem bekommen, denn die Kids, die das mal gehört haben, die sind mittlerweile Eltern, wenn nicht gar Großeltern, gehen aufgrund dieser Rolle(n) auch nicht mehr wirklich auf Konzerte und kaufen erst recht keine Platten mehr. Die Kids dagegen, die auch wirklich noch welche sind, stehen halt nicht mehr wirklich auf so Zeug.
Unter diesen Umständen kann man CF98 zumindest eines nicht vorwerfen. Die Band bleibt sich und ihren Prinzipien treu und scheißt auf alles und alle, die damit ein Problem haben. „Stupid Punk“ ist also durchaus auch als Statement zu verstehen und wirkt dabei selbstbewusst und davon überzeugt, die einzig wahre Musik zu beinhalten. Um dieser Sache noch etwas Nachdruck zu verleihen, haben CF98 dem Album eine stattliche und amtliche Produktion draufgedrückt. Und das sogar im Homerecording. Da gibt’s also nichts zu meckern, außer… Oh mein Gott, da ist ja gar kein Drummer aufgelistet. Weder unter den Bandmitgliedern, noch sonstwo in den Credits. Die haben doch nicht ernsthaft…?! Ja haben die denn wirklich…?!
Nicht auszudenken, dass die Drums einer Pop-Punk-Band gar nicht menschgemacht sind. Gerade die ziehen den Karren bei Bands wie Wheatus, Blink 182, Sum 41, oder auch Good Charlotte doch meistens noch aus dem Dreck und zumindest im oben gezeigten Video ist doch auch ein waschechter Pop-Punker hinter den Kesseln zu sehen?!
Und mit diesem Horrorgedanken verabschiede ich mich für heute auch schon wieder von euch. Und an alle, die ob dieser ungeheuerlichen Vermutung jetzt etwas geschockt sein mögen: hört euch CF98 und „Stupid Punk“ an. Das Album wird euch mit seiner guten Laune, den catchy Melodien, alle schön in Dur, und dem poppigen Gesang à la Avril Lavigne, tatsächlich aber von Karolina Duszkiewicz, wieder aufpäppeln. Damit ihr euch heute Abend auch wieder beruhigt und zum Einschlafen von American Pie berieseln lassen könnt.
Einen Pluspunkt gibt’s dann noch für’s Artwork. Das Hirn geht surfen und alles ist schön bunt. Da werd‘ ich dann auch wieder zum Berufsjugendlichen. Die Platte selbst gibt’s in bester SBÄM-Manier in grellbunter Splatter-Version oder in nicht ganz so aufreißerischer Green/Black-Version tatsächlich und am besten wohl direkt bei SBÄM.

