Also heute geht es um Cockbox (ja, wirklich, Cockbox) aus Helsinki. Wie ich ja schon oft in Reviews erwähnte, liegt die Latte der Erwartungen bei Bands aus der Skandi-Ecke bei mir immer ziemlich hoch, weil da doch sehr viel gutes Zeug produziert wird. Die LP der drei Finnen steht jetzt bereits einige Zeit bei mir auf dem Tisch und wartet darauf, besprochen zu werden. Aber schon das Cover macht es mir wirklich, wirklich schwer. Ich weiß nämlich nicht, ob das ernst gemeint ist oder ob es eine Verarsche sein soll, die so Grufti-Bands mit Fotoshooting auf dem Friedhof aufs Korn nimmt.
Naja, das Cover beeindruckt mich jedenfalls mal recht wenig. Nicht nur, dass einfach ein Friedhof drauf ist. Nein, es wirkt auch, als hätte das jemand einfach mit der Handy-Knipse fotografiert und sich leider nicht mal die Mühe gemacht, da mit Bildbearbeitung was rausholen zu wollen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was mich musikalisch erwartet. Auf der Platte, die bereits im September 2020 erschienen ist (ohne Label, ob das ein gutes Zeichen ist? Mal sehen), sind pro Seite fünf Songs zu finden. Wie die klingen, sage ich euch jetzt.
Puh…..also, es fängt erstmal recht wackelig an, muss ich sagen. Nach Klick wurde hier jedenfalls nicht gespielt und tight ist das auch nicht so wirklich. Ich weiß ja nicht, seit wann die drei Cockboxer:innen gemeinsam musizieren aber irgendwie finden die nicht so recht zusammen. Und das zieht sich irgendwie über die gesamte Länge der Platte. Ich bin zwar erst bei Song Nr. 4 aber muss auch gestehen, ich kann mir die Songs nicht bis zum Ende anhören. Das ist so ein wildes Gerumpel aus nicht aufeinander abgestimmten Spielen, Tonband-Einspielern von Donald Trumps Reden und „Gesang“.
Ich weiß nicht so recht, aber ich habe etwas das Gefühl, da wurde ordentlich gebechert während oder vor der Aufnahme – alles wirkt ein wenig verlangsamt und der eine oder andere Übergang wurde auch schlicht verpennt. Besagter Song Nr. 4 mit dem Namen „Transgress“ ist einer der für mich besser erträglichen. Hier könnte ich wohlwollend von schrabbeligem Garage-Punk sprechen, wobei mich die Native-American-Schreie zwischendurch schon auch ziemlich irritieren.
Ok, ich habs durchgehört. Und ich habe Fragen. Ist das gewollte Rumpeligkeit? Wenn ja, das ginge besser. Soll da eigentlich gar keine Rumpeligkeit sein? Wenn ja, das ginge sehr viel besser. Es tut mir wirklich leid – aber Cockbox klingt für mich wie schlechter Deutschpunk auf Englisch. Als hätten die drei in einer Suff-Laune beschlossen, eine Band zu gründen, sich schnell bei Thomann irgendwelche Instrumente besorgt, jeweils vier Dosen Faxe getrunken und dann im Proberaum den Recorder angeworfen und drauf losgemacht.
Ich kann damit so gar nichts anfangen. Das Album wird es wohl auch nie wieder auf den Plattenspieler schaffen. Da ich aber Fan von konstruktiver Kritik bin: Liebe Cockbox-Menschen, nehmt euch die Zeit im Proberaum, die ihr braucht, spielt miteinander und nicht gegeneinander und nehmt Songs lieber nochmal auf als möglichst schnell ein Album zu produzieren. Dann wird da ein Garage-Punk-Schuh draus. Hoffentlich.
Macht euch gerne selber ein Bild, die Platte gibt´s direkt bei Bandcamp.