Kurzes Gitarrenintro und dann kommt auch schon das ins Spiel, was mich auf dem dritten Album „Liminal State“ (VÖ: 19.09. auf Sunny Bastards Records) der Schwed*Innen Death By Horse mit am meisten beeindruckt: das Drumming. Ich würde für meinen Geschmack mal sagen, das macht die halbe Miete auf diesem Album aus, da es so unglaublich nach vorne treibt. Für Minimalist*Innen allerdings dürften die unzähligen Fills vielleicht ein bisschen zu viel des Guten sein. Musikalisch knüpft das Quartett – 2016 mit dem Debüt „This Too Shall Pass“ erstmals in Erscheinung getreten – an das an, was sich in den ’90ern z.B. auf Epitaph’s „Punk’O’Rama“-Samplerreihe so getummelt hat. Da machen viele Trommelschläge dann halt einfach Sinn!
Ich habe zwar den Hype und die Lobeshymnen um Death By Horse vernommen, kann diesen aber nur bedingt zustimmen. Gefühlt klingt mir „Liminal State“ ein bisschen zu sehr auf (zwangsweisen) Erfolg getrimmt. Wer aber oben genannte Samplerreihe auch heute noch gerne beim Duschen hört, der/die findet auf jeden Fall Gefallen an der Platte. Außerdem sind die dezent eingestreuten Specials schon nicht ganz ohne. So z.B. die slawischen (ich mache zwar meistens ’nen großen Bogen um die Weltmusikabteilung im Plattenladen, würde das jetzt aber mal in diese Region einordnen) Folkloreklänge in „The Freaks“. Das macht die Platte trotz dem etwas faden Beigeschmack mit dem „Kauf mich!“-Schild drauf zu einer interessanten, weil teilweise ungewöhnlichen ihrer Art.
Der Immobilienmarkt ist ja ein ganz ein harter und deswegen muss auch wer die andere Hälfte der Miete bezahlen. Bei Death By Horse übernimmt das dann die Sängerin Jahna Lund mit ihrem ebenfalls interessanten, weil ungewöhnlichen Gesangsstil zwischen Popmelancholie, Rotznase und Avril Lavigne. Gitarrist und Bassist dagegen zahlen zwar keine Miete, sind aber dennoch keine Schmarotzer, sondern trotzdem wichtige Mitglieder der Death By Horse-WG. Schließlich muss auch wer den Haushalt schmeißen und Solidität und Zuverlässigkeit sind da ganz wichtige Attribute. Außerdem sorgen sie z.B. mit oben genanntem Beispiel schon auch für ein wenig Unterhaltung in der Wohngemeinschaft.
Unterhaltsam können wohl auch Bands wie die Dropkick Murphys sein und mit der Hymne „It’s Alright“ empfehlen sich Death By Horse dringend als Support für die Bostoner Punkrock-Cashcow. Dass sie bisher aber laut Selbstauskunft schon mit Teenage Bottlerocket und sogar den Casualties auf Tour waren, macht schon auch Sinn und dürfte allen Unwissenden, aber dennoch Interessierten da draußen eine doch recht passende Referenz für den Sound von Death By Horse bieten. Zumindest wenn man die beiden genannten Bands gemeinsam durch den Fleischwolf dreht.
Gott sei Dank ist das nicht meine Tochter da auf dem Cover, könnte ein Kind in diesem Alter doch durchaus traumatisiert aus so einer Fotosession rausgehen, geschminkt wie das Es und zwischen all den Gruselpuppen. Den emotionalen, sehr persönlichen und mitunter auch von Selbstzweifeln und Trauer geprägten Lyrics auf „Liminal State“ steht das Artwork aber sehr gut. Sämtliche Texte gibt’s auf dem Inlay, die Scheibe selbst auf schwarzem, rotem und türkis geswirltem Vinyl am besten direkt bei Sunny Bastards Records.

