Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich gerade hier mache, denn die Band rezensiert sich mit ihrem Namen schon selbst: Deskomunal Kaos (was so viel bedeutet wie “Ungeheuerliches Chaos”) ist definitiv nix für Weicheier(stöcke). Aber von vorn…
Running Out Of Tape Records sind ja inzwischen dafür bekannt, auch außerhalb des europäischen Punkfischbeckens die Angel auszuwerfen und dabei die buntesten Perlen zu Tage zu fördern. Eine davon ist definitiv diese Street Punk Band aus Santiago de Chile. 2003 gegründet, schleudern uns diese stacheligen Jungs ihre geballte Wut ins Gesicht (ob wir wollen oder nicht). Und was soll ich sagen – ich steh voll drauf! Also zur Hintergrundberieselung beim Kaffee mit Schwiegermuttern ist das jetzt nicht unbedingt die erste Wahl (oder vielleicht doch, kommt aufs Verhältnis an), das ist Musik, die betanzt werden muss!
Und weil’s so geil ist, gibt es gleich ein Doppel Tape voll mit Krach. Ich liebe dieses Tape-Format ja: Natürlich vor Allem, weil einfach doppelt so viel Musik drauf ist, aber auch, weil einfach genug Platz für Cover und Infos ist (ohne, dass ich das Monokel zücken muss). Ein lustig bunter Zombiepunk, der in radioaktiver Säure badet auf dem Cover, auf der Innenseite ein schwarz-weiß Foto der Kaoten plus Titelliste(n).
Ich bin übrigens glückliche Besitzerin eines der 5 Sondereditionen im schwarzen, vom Meister handgenähten Kunstlederschuber, auf dem in weiß 5-fach untereinander auf der Vorderseite der Bandname aufgestempelt ist. Der gleiche Stempel findet sich dann auch wieder auf den brombeerfarbenen Tapes (ja, brombeerfarben!).
Und, meine Damen und Herren Punker*innen, dann geht’s ab: Also ich weiß gar nicht so recht, wie ich beschreiben soll, was da aus dem Recorder poltert: Eine Mischung aus verstörend, abartig genial, authentisch roh und definitiv so was von “Ich scheiß’ auf xxx” (<- Fügen Sie hier ein Feindbild ihrer Wahl ein).
27 Songs auf 4 Seiten, die mir gewaltig die Ohren wegblasen. Wer da nach durchgestylt, catchy, perfekt gemastertem Sound sucht, wird hiermit nicht glücklich werden. Ich habe an manchen Stellen das Gefühl, dass da im Proberaum einfach mal kurz auf das Walkman Record-Knöpfchen gedrückt wurde (und zwar genau im passenden Moment.) Hier geht’s darum Angriness und Attitude zu transportieren und das gelingt den Punx von Deskomunal Kaos mit Bravour. Ihre selbst ernannten Einflüsse wie GBH, The Casualties, Discharge, UK Subs Ramones und Motörhead höre ich hier und da auch raus, letztere sogar in Gestalt einer “R.A.M.O.N.E.S.” Coverversion auf der A-Seite des zweiten Tapes.. Krasse, chaotische Gitarrensounds mischen sich hier mit rohem Bass und blechernen Drums. Der rotzig angepisste, zeitweise völlig verstörende GESANG ist dann quasi einfach die schlüssige Ergänzung.
Also nichts für zarte Gemüter, aber definitiv klare Kaufempfehlung, wenn ihr euch mal wieder so richtig die Birne wegballern wollt.
Zu kaufen gibt es das Tape wie immer bei Running Out Of Tape Records.