Es gibt wahrlich blödere Ideen, als während einer Pandemie mit seinen Freunden ein DIY – Tapelabel zu gründen, wie ich finde (zum Beispiel Chemtrails zählen oder Aluhüte basteln). So taten sich Dennis und Tom, auch bekannt aus der Ludwigsburger Band The Roadblocks, letztes Jahr mit ihrem Kumpel Jörg (Liebliche Klänge Konzerte) zusammen und haben mit ihrem neuen Label Running Out Of Tape Records seither 4 Tapes veröffentlicht, darunter das großartige Debut Album von The Roadblocks, das sich selbstverständlich auch in meiner Tape Sammlung befindet.
Mit der neuesten Release “Another Strike” der kanadischen Streetpunk Band Destructive haut uns das Label nun 4 Songs um die Ohren, bei denen sich Fans von Bands wie The Casualties, D.O.A., GBH oder Chaos UK zurecht fragen dürften, wie es einer erst 2020 gegründete Band gelingen kann, den 80er/90er Streetpunk Spirit so authentisch rauszubrüllen, ohne dabei nach Abklatsch zu klingen.
Weil wegen der Pandemie die erste geplante Show der drei Kanadier leider gecancelled werden musste, veröffentlichten sie stattdessen erstmal ihre erste Single “Payback” (die auch auf der EP enthalten ist) auf YouTube. So wurde das Plattenlabel Sick&Twisted Records und eben die Jungs von Running Out Of Tape Records auf sie aufmerksam und Ersteres veröffentlichte “Another Strike” im März diesen Jahres auf CD, bevor die EP bei den Ludwigsburgern als Tape erschien. Kleiner, wie ich finde nicht uninteressanter Fact am Rande: Um das Mastering der EP kümmerte sich kein geringerer als Joel Grind (Toxic Holocaust).
Die Aufmachung des Tapes ist schlicht und klassisch Punkrock – Bandname in Rot auf Schwarz-Weiß Foto, Titel der EP (reicht ja auch), einfacher Einleger ohne Texte, fertig. Das Tape selbst ist knallrot mit schwarzem Aufdruck, 2x A Seite, kurz und knackig, das verspricht Action – und das geht so:
Das Tape startet mit Flaschengeklimper und Menschengemurmel und ich tauche direkt in pre-coronale Konzertatmosphäre ein…Kurz darauf wird lieblich hardcoreresk losgeschrien, die Stimme des Sängers Max frisch und aggressiv, immer ganz kurz vor dem Überschlag, sich abwechselnd mit choralen Refrains. Getragen wird Max’ vokales Gemetzel von Nicks tightem Drums / Bass Sound (jawohl, er bedient beide Instrumente!), begleitet von Sams brachialer Gitarre, ab und zu mal ‘ne Bridge in gemächlicherem Tempo zum Luft holen und – wieder ab in den Pogo Menschenhaufen. Hach, da würd ich mich jetzt auch gern reinschmeißen und blaubefleckt wieder nach Hause gehen, dafür mit ‘nem fetten Grinsen im Gesicht. Am Schluss fegt eine:r die Scherben weg und Zack- schon ist’s vorbei.
Noch dieses Jahr will das Trio übrigens eine Live Session mit Chany von Inepsy aufnehmen, eine Split ist ebenso in Planung. Also Augen und Ohren auf, das könnte groß werden!
Das Tape ist auf 66 Stück limitiert, also schnell sein und am Besten heute noch direkt hier über Running Out Of Tape Records ordern.