Wenn Musik Grundschüler*innen und Erwachsene gleichermaßen begeistert, weil die Texte so unfassbar klug und witzig und vielschichtig sind und in Abhängigkeit von Alter und Erfahrungen immer wieder neu und tiefer verstanden werden, dann ist dass doch eine der größten Auszeichnungen die Musiker*innen erhalten können. Leider gibt es hierfür kein horendes Preisgeld und keine pompöse Inszenierung der Preisvergabe. Wenn es das gäbe, dann stünde felsenfest, dass Dota diesen Preis bekämen und ich würde liebend gerne die Laudatio halten, aus diesem Grund lässt sich diese Review vielleicht wie eine lesen.
Ich habe zu recherechezwecken mal die Playlist einer neunjährigen Person untersucht und die meist vertretene Band ist Dota, gefolgt von AnnenMaykantereit, dazu noch einzelne Songs von Thees Uhlmann und Wir sind Helden. Und auch in der jugendliche Playlist findet sich zwischen Metal, KIZ und Kraftklub, Dota. Wer glaubt, dass es sich hier um eine Ausnahmeerscheinung handelt hat noch nicht erlebt wie eine ganze Gruppe Kinder in der Ferienbetreuung Glaktika ruft.
Und nun ist ein neues Album von Dota erschienen. Treibende Kraft hinter dieser Band (kann mensch das so schreiben?) steckt Namensgebern Dota Kehr, die Älteren unter uns kennen sie eventuell noch als Kleingeldprinzessin, so heißt nun das bandeigene Label.
Mit „Springbrunnen“ erfindet sich Dota nicht neu, sondern schreibt und arrangiert in bekannter Weise und erzählt Geschichten. Die Kleinen, die intimen Momente, die Alltäglichkeiten, finden hier Platz, werden abgebildet mit Charme und Humor und den Ambivalenzen, die das Leben so mit sich bringt. Alles gut gewürzt mit einer Prise Gesellschafts- und Systemkritik. Nie flach, nie herausgeschrieene, sondern immer warm und vielfältig, menschlich und klug. Damit beweist Dota Kehr wieder einmal, dass sie eine der besten Songwriterinnen ist. Wer mir nicht glaubt, der*die höre mal in „Im Springbrunnenbaden mit nackten Milliardären“ oder „Fortschritt“ (Suche bei Streaminganbietern wird hier erfolglos sein, sorry. Hilft nur Vinyl kaufen).
Gleich 24 Songs finden sich auf dem schwarzen Doppelvinyl. Auf der Innenhülle lassen sich die wunderbaren Texte nachlesen, wenngleich das in diesem Fall garnicht notwendig ist, das Dota Kehr mit ihrer warmen Stimme immer verständlich ist. Die Arrangements zwischen tanzbar und melancholisch tragen das Ganze aus der Liedermacher*innen-Ecke in die Indie-Popecke hinein. Wer das jetzt im Streaming nachhören möchte wird sich wundern, denn hier ist bisher das Album „Springbrunnen“ nur mit 13 Songs veröffentlicht, im März erscheint dann das Album „Regen“, was sich bei dem Vinylalbum schon als Bonus auf der zweiten Scheibe befindet. Auch hiermit beweist Dota wieder Klugheit und Witz und ihr habt einen sehr guten Grund euch das Vinyl zuzulegen. Wenn ihr eh schon auf der Webseite seid, dann schaut doch mal in die Konzerttermine, denn Dota ist natürlich auch mit dem neuen Album, bis ins nächste Jahr hinein auf Tour.
