Der Kollege Felix Frantic, der steht halt für Qualität. Neulich erst das Top-Tape von Ennolicious von ihm zugespielt bekommen, liefert er mir jetzt schon wieder den nächsten Hardcore-Kracher frei Haus. Dieses Mal das Debütalbum “Dead Body Language” von Farewell Signs, auf grauem marbled Vinyl. Yeah! Die Band kommt aus Süddeutschland. Näher ist das nicht definiert und besser definiert braucht man das auch nicht. Der moderne Hardcore-Sound zwischen Comeback Kid (speziell die Gitarrenarbeit und die Crewshouts) und Start A Fire (die Emotion) ist universell und begeistert in dieser Form weltweit die Kids im Pit.
Ziemlich lokal – zumindest für mich – dagegen das Label. Modern Illusion Records aus Ulm veröffentlicht “Dead Body Language” in Kooperation mit Passion Means Struggle und bezeichnet den Release selbst als den bisher wichtigsten in der Labelhistory. Das glaube ich euch sofort, auch ohne euren restlichen Backkatalog zu kennen. Das Album geizt nicht mit Höhepunkten. Ach, genau genommen ist das ganze Ding ein einziger Höhepunkt, nur ein paar Gipfel ragen eben noch höher hinaus. Allerdings bedienen sich Farewell Signs nur allzu gerne am vorhandenen Hardcore-Handwerk. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Gerade im Hardcore mag Beständigkeit ja mitunter mehr honoriert werden, als Innovation. Die Kids im Pit jedenfalls, die werden die Platte lieben.
Ganz besonders womöglich (so wie ich) den Song “Death Ceremony”, einen der eben angesprochenen Peaks. Einmal gehört, ist der Song sofort in der Birne vor dem Abriss. Mega hymnisch, gleichzeitig hart und absolut zum Mitshouten gemacht. Weiteres Beispiel gefällig? “Generations” sticht dank seiner super Mischung aus straightem Hardcore und ungewöhnlicher Melodieführung auch noch ein bisschen mehr hervor. Das darauffolgende “We Bleed The Same” greift im Intro kurz den Riff von No Use For A Name‘s “Lies Can’t Pretend” auf. Kurz zum Schmunzeln, gleichzeitig eine tolle Hommage an den 2012 verstorbenen Tony Sly. Der Song, vielleicht auch der heißeste Kandidat für eine eventuelle Bewerbung bei Fat Mike, bzw. dessen Label. Ja, auch Melodycore können Farewell Signs, auch wenn sie es nur hier und da und ganz dezent mal aufblitzen lassen.
Und warum können die das jetzt alles schon so gut? Ist doch gerade mal das Debüt und Farewell Signs existieren in dieser Form und als Quintett erst seit einem Jahr? Nun, die Band besteht halt nun mal aus (Ex-)Members von Bridges Left Burning, Red Tape Parade und Driving The Salt. Allesamt Bands, die man innerhalb der Szene durchaus schon mal gehört, gesehen, oder zumindest einmal wahrgenommen haben könnte. Klar jetzt warum, oder?
“The choices we made, we’ll never know, where they might lead us, which ways we will go.” heißt es da in “Generations”. Für die einen typischer Hardcore-Slang, für die anderen eine tagtägliche Grundsatzfrage. Für Farewell Signs steht mein Fazit jedenfalls fest: sollte die Band weiterhin Songs auf diesem Niveau produzieren und dabei auch die wohl notwendige Präsenz auf der Bühne bieten können, dann wird sie schon bald zur Speerspitze des Hardcore (in D-Land) gehören. Für mich eine der Platten des Jahres, wenn es um harte Musik geht.
Diese ist neben dem marbled grey auch noch in marbled green, oder marbled blue zu haben. Ein tolles Beiheft, gefüllt mit Bildmaterial, Linernotes und allen Texten gehört mit dazu. Wendet euch ab sofort (VÖ war 1.09.) an Farewell Signs, Modern Illusion Records, oder Passion Means Struggle für den Pflichterwerb.