Aus dem Münsterland kommen die drei jungen Herren von Great Escapes, hauen uns hier ihr zweites Album “Okay” vor den Latz und dies hat einen Sound, der ganz klar vom Emopunk der späten 1990er und den frühen 2000er Jahren beeinflusst ist. Beeinflusst ist da als Beschreibung noch untertrieben, Great Escapes klingen wie die ganzen Gefühlsduselrocker aus den Vereinigten Staaten, die damals kamen um den Punkrock zu emotionalisieren. Kann sich noch jemand an diesen Sound erinnern oder muss ich etwas Namedropping betreiben? Ne, das mach ich nicht, wenn ihr nicht (mehr?) wisst, wie das klingt, schmeisst euch den Streaming Dienst euer Wahl an und sucht euch die entsprechende Playlist raus. Ich mochte den Sound zu der Zeit und ich mag ihn auch heute immer noch. Deshalb verwundert es nicht, dass ich auch “Okay” mag. Diese Mischung aus melodischem Punkrock, Indierock , Rock und Pop ist es was das Genre ausmacht und ist auch hier der gemeinsame Nenner.
Die Scheibe, die bei Midsummer Records erscheint, fängt ruhig an, der Bass spielt seinen Lauf, eine Gitarre wirft fragile Melodiefetzen drüber, der harmonische Gesang setzt ein, nach einem Break wird es dann schneller und lauter, um dann in der Strophe wieder in poppigere Gefilde zu fahren. “Tyler” nennt sich der erste Song und ist nicht nur musikalisch richtungsweisend für das ganze Album sondern auch textlich. Great Escapes kritisieren den Zeitgeist, der den Drang zum Perfektionismus und den Optimierungswahn in der Gesellschaft offenbart. Vokabeln wie Leistung und Effizienz haben längst den Weg in das Privatleben gefunden, die Social Media Kanäle tun ihr Übriges dafür, dass immer alles perfekt dargestellt sein muss. Great Escapes sind genervt davon, sie ärgern sich über diese Darstellung des Alltags. Gitarrist und Sänger Frederik Tebbe, Bassist Maik, der ab und zu mal mitsingt und Schlagzeuger Maik Pohlmann wollen deshalb mit der Platte dagegenhalten und so formulieren sie in ihrem Waschzettel klar: ” Wer da aus der Reihe tanzt, fühlt sich(…) schnell als Versager, der nicht Schrittt halten kann.”
Deshalb ist die Wahl des Plattentitels “Okay” durchaus programmatisch zu sehen, die drei wollen klar machen, das es okay ist nicht perfekt zu sein, Versagen ist keine Schande, das Leben ist nicht nur Sonnenschein, sondern manchmal einfach nur scheisse. Und das ist okay! Tolle Einstellung der Band, kann ich nur unterschreiben!
Neben den englischsprachigen Titeln, die ich von der Aussprache manchmal etwas zu kartoffelig finde, haben sie auch einen deutschsprachigen Titel dabei, der mich vom Gesang an NeinNeinNeinKöterHinüber-Michi erinnert, da er schön geknödelt wird.
Das Cover der Platte ist der einzige Punkt, der sich mir nicht erschließt, das Foto ist ganz nett, aber was soll das aussagen? Soll das überhaupt was aussagen, die Schwimmerin, hab ich da was nicht kapiert?
Egal, der Rest der Platte ist sehr schön aufgemacht, eine beidseitig mit den Texten bedruckte, feste Innenhülle, die ein schönes weisses Vinyl beschützt, das kommt gut an hier.
Also wer Bock auf richtig guten Emorock hat, der kommt in Zukunft nicht mehr an dieser Gang vorbei. Ganz klare Kaufempfehlung!
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |