Grenz Rodeo – ein Klassentreffen der Subkultur
Letztes Wochenende war das Warten auf diese schöne Sause endlich um…
Seit 2016 bin ich jedes stattfindende Jahr Teil der Besucher*innen dieses kleinen, aber feinen Open Airs vom Kulturbruch e.V. namens Grenz Rodeo in der Oberlausitzer Provinz.
Und mit jedem Jahr ist ein Wachstum der Qualität spürbar. Erst Recht, wenn ich an das erste Mal denke. Außer Grade 2, welche damals noch echte Skins waren, war nur Schmutz dabei (Sorry Pow!lin).
Der Name ist Programm! Denn wir befinden uns nah der Grenze zu Tschechien & das Spektakel findet auf einer Pferdekoppel statt.
So ergatterte ich im April bei einem Konzert in der Klinik zu Löbau meine Karte für akzeptable 22 Euro im Vorverkauf.
Vor der kurzen Anreise in den übernächsten Ort gab es noch frische Burger vom Kugelgrill mit meinem Sandkastenkumpel, dem Endgegner.
Angekommen in Neusalz (ich kürze das aus der Umgangssprache ab), konnten wir schon den ersten Soundcheck erleben und frönten dem Becks Blue bei herrlichem, schweißtreibendem Sonnenschein.
Allmählich tauchten mehr und mehr der üblichen Verdächtigen auf. Dort treffe ich meist Leute, die ich sonst das ganze Jahr nicht zu Gesicht bekomme. Daher das Klassentreffen der Subkultur.
Den Anfang machten die Berliner von The Unmarked.
Solider Skinheadsound, ohne Schnörkel. Uns verwunderte lediglich, warum weshalb man ständig englisch auf der Bühne sprach. Aber vielleicht handelt es sich bei der Besetzung um Wahlberliner, wie bspw. bei Mäsh oder The Offenders.
Nach der Umbaupause war es schon Zeit für Hardcore.
Letztes Jahr durfte ich Unbeaten aus Polen bereits auf dem Rock’n Wagon erleben und wusste, was mich erwartet.
Sängerin Eliz ist eine echte Rampensau & weiß, wie der Pöbel animiert werden muss. So tanzte sie singend über den sandigen Boden durch die Gäste.
Harte Riffs, treibende Drums und bösartiger Gesang.
Als nächstes war Stagetime für die Dresdner Lieblinge von Strongbow.
Hochmelodischer Streetpunk, wie er im Buche steht. Das Quartett spielte sich quer durch die Veröffentlichungen. Meiner Meinung nach, kamen die älteren Titel wie “Jimmy” oder auch das Cover von “The Message” besser an, als aktuellere Hits wie “And We Ride” oder “Bouncing Soul”.
Auch wenn ich denke, dass Strongbow ein wenig der Druck fehlte, war es wohl einer der besten Gigs, die ich von ihnen je sah.
Nun sollte es spannend werden.. Die Katalanen von CRIM betraten die Bühne.
Leck mich fett, hatte ich eine Gänsehaut!! Und irre, welche Stimme aus dem zierlichen Sänger kommt! Klar, er ist nicht der Kleinste, aber viehscht schlank. Bei der Röhre auf Platte, habe ich optisch mehr Resonanzkörper erwartet. Es war ein toller Auftritt inklusive eines Coversongs von Turbonegro. Und wenn es sich um ein Rodeo handelt, wisst ihr sicher, dass es sich dabei um “Prince Of The Rodeo” handelte 😉
Wer deren Auftritt vielleicht schon hart fand, musste jetzt tief Luft holen..
Es wurde Zeit für das Pariser Glatzenkommando von Lion’s Law. Diese mag ich schon seit der Single “Watch ‘Em Die” von 2013.
Deren ersten 3 Alben waren exzellent! Lediglich die letzte Scheibe ist mir schon fast zu Hardcore. Von eben jener waren die ersten Titel, bevor der ältere Kram gespielt wurde. Gern hätten die noch eine weitere Stunde spielen können. Lions’s Law zelebrierte eine erstklassige Spielfreude. Die Besucher*innen feierten den Pariser Oi! trotz Regenschauer während des gesamten Auftrittes.
Schlusslicht waren dann Paddlecell. Eine musikalische Mischung aus Ska & Psychobilly wurde angekündigt.
Klingt erstmal komisch, gelang aber. Ich empfand es ein wenig wie die großartigen Kings Of Nuthin mit einem gesanglichen Hauch von Demented Are Go!
Den Gästen gefiel es sichtlich. Wir sind nach einigen Titeln dann jedoch nach Hause. Es war zwar qualitativ gut, aber leider auch etwas eintönig.
Ca. 250 Leute feierten, auch trotz mehr als einstündigem Regen, auf der Pferdekoppel im Sand. Auch der Sound vom “Grandmaster” Flash war granatenstark!
Auch auch die Preise für Getränke sind mehr als human! Wo zahlt man sonst für ‘nen halben Liter Bier 3-3,50 Euro?
Wenn ihr nicht die größte Anreise habt, sondern irgendwo in der ehemaligen DDR beheimatet oder zumindest verwurzelt seid, dann empfehle ich euch, dieses familiäre Open Air ab dem kommenden Jahr zu besuchen. In diese Veranstaltung steckt die richtige Attitüde, jede Menge Herzblut und Einsatz.
Oi!