So ca. 2016 habe ich mir das Album “Brainwash” des Winterthurer Allerlei-Trios Hathors blind gekauft. Das Artwork ist quasi der Zwillingsbruder von Nirvanas “Bleach”. Grund genug und das sollte uns damals reichen. Das Artwork war allerdings nur die halbe Wahrheit und so verschwand die Platte recht schnell in der Versenkung. Fast neun Jahre später. Das neue Album “When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey” von Hathors ist draußen (VÖ war der 29.11.). Und wie wird’s dieses Mal werden?
So viel vorneweg: deutlich besser. Doch woran liegt’s? Nun, da gibt’s gleich mehrere Gründe für. Kurt Ebelhäuser, einstmals Vordenker der deutschen Indie-Institution Blackmail und mittlerweile gefragter Produzent, hat Hathors eine amtliche Produktion verpasst. “When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey” klingt weitaus differenzierter und weniger verwaschen als damals noch “Brainwash”, ist einfach fett und druckvoll produziert.
Und so braucht man das dann auch bei der chordbasierten Musik von Hathors. Diese wiederum hat im Jahr 2024 deutlich mehr Tiefgang – und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, ergo ist das mit das Ergebnis aus der guten Produktion – bei gleichzeitig mehr System in den einzelnen Songs, als das noch zu “Brainwash”-Zeiten der Fall war.
Am Anfang der Platte erinnern mich Hathors stark an die Schwermut von J Mascis, bzw. Dinosaur Jr., was größtenteils auch an der Art des Gesangs liegt. Bis, ja bis dann “Ten Thousand Days” eindrucksvoll unterstreicht, weshalb Hathors auch das Prädikat “Grunge” in ihrer Stilbeschreibung tragen. So war das dann wohl damals, als Bands wie Silverchair oder Stiltskin das tonnenschwere Erbe aus Seattle antraten. Simpler und eingängiger Song, für mich mit der beste auf “When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey”.
Ein weiterer Höhepunkt dann auf Seite B. “Down Beneath The Emptiness” vereint alles, wofür Hathors stehen. Alternative Rock, Grunge, laute Momente, leise Momente, Emotion und schiere Energie. Irgendwas zwischen Samiam, Soundgarden und den bereits erwähnten Dinosaur Jr.. Killer! “Love Is Such A Good Feeling” passt dann gut ins Vorprogramm der Beatsteaks. Tanzen kann man zwar zu allen Songs des Albums, dazu aber auch lachen kann man am ehesten zu dem hier, bevor abschließend “The Army Calls” wiederum am ehesten deutlich macht, dass Ebelhäuser ein, wenn nicht gar DER geeignete Produzent für das Album war. Jedenfalls lassen Blackmail hier mehr als grüßen.
Jau. Wie gesagt, nach dem durchwachsenen “Brainwash” von anno dazumal gelingt Hathors – zumindest was meine Berührungspunkte mit der Band betrifft – mit “When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey” geradezu ein wahrer Coup und somit ein Album, das nicht vom Verstauben bedroht sein wird.
Dazu eine einfach nur schöne graphische Gestaltung, auch auf der bedruckten Innenhülle. Dieses mal weit weg von Nirvanas Optik, auch wenn die Sonne nur auf der Frontside scheint. Erschienen ist “When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey” auf dem wohl nach wie vor angesagtesten Label Österreichs, auf Noise Appeal Records. Zu haben ist das Album u.a. bei JPC.