Die Maus vom WDR wird 50 Jahre und das ist ein Grund zu feiern, da die Maus für mich für Offenheit, Neugier, gute Unterhaltung und Toleranz seit Jahren steht. Einige dieser Eigenschaften werde ich bestimmt für die folgende Rezension benötigen, denn ich kenne weder die Band noch das Genre.
Jari Haapalainen, seines Zeichens finnisch-schwedischer Musiker, Songwriter und Produzent, wird am Ende 2021 wie die WDR Maus auch 50 Jahre alt sein und vielleicht ist ihm die Maus sogar ein Begriff, da er aktuell in Berlin wohnt. Er war Gitarrist in der Band The Bear Quartet und der Pop Kapelle Heikki und hat zahlreiche Künstler produziert.
Heute schauen wir uns das Werk des Jari Haapalainen Trio kurz: JH3 „Fusion Forever“ mal näher an. Es ist das dritte und leider letzte Album von JH3. Alle drei Alben bestehen aus einer Kombination von zwei Worten, von denen eins immer der Begriff Fusion ist. Neben Jari Haapalainens Drums bilden Per „Texas“ Johansson Saxophon und Daniel Bingert E-Bass-Gitarre die Besetzung von JH3.
Das Cover ist mehr als schlicht und ohne Informationen gehalten. Ein Innensleeve mit zusätzlichen Informationen ebenfalls Fehlanzeigen. Wenigstens gibt es auf dem Vinyl-Label ein Tracklisting. Wobei es Titel mit folgenden Namen gibt: (f), (u), (s) ,(i), (o) und (n), was zusammengesetzt wieder den Begriff Fusion ergibt. Den Begriff Fusion nehme ich jetzt mal unter die Lupe, wenn JH3 sich solche Mühe damit geben.
Abgeleitet aus dem Lateinischen wie Schmelze, Guss oder Verschmelzung finde ich zahlreiche Anwendungen in unterschiedlichen Fachgebieten. So auch in der Musik, wo Fusion den Jazzrock oder Rockjazz bezeichnet. Stammt aus Mitte der 1960er-Jahre und in dem sich die Raffinesse des Jazz mit der rhythmischen Intensität des Funk und der Kraft der Rockmusik verbindet. Fusion war in den 1970er-Jahren sehr populär, Zappa und Santana mal als Stellvertreter für viele andere Musiker genannt.
So geht es aber ab in die Rille und mich erwartet was? Ein Abgang der eher lauteren Art. Es fällt schwer einen der siebzehn Tracks herauszuheben, da für mich das ganze als Kunstwerk funktioniert. Das ganze Werk ist schon nach gut 27 Minuten vorbei, aber dennoch sehr intensiv. Die Reise beginnt mit eher spacigen Tönen. Später dann werden Bass und Schlagzeug mal zurückgefahren und ein sphärisches Saxophon-Solo nutzt diesen Raum perfekt. Aus dem Trommelwirbel heraus ein sehr lebensfrohes Saxophon, was ebenso wie der verzerrte Bass versucht eine gewisse Lockerheit zum Ende der Seite A zu erzeugen.
Seite B hat ebenfalls eine Menge Spielarten, welche sich zwischen Bass, Drums und Saxophon abspielen. Daneben gibt es auch mal rhythmische Finessen zu hören. Ich bilde mir ein, dass ein Track im 5er-Takt vom Schlagzeug gespielt wird. Das ist schon herrlich schräg. Manchmal wird es tatsächlich sehr leise und dieser Minimalismus erzeugt dann maximale Spannung auf das, was da kommen mag. Im Kopf entstehen viele kleine Hörspiele und Filmchen und ich merke, dass es mir trotz der Konzentration Spaß macht, mit diesem minimalistischen Ansatz mitzugehen und sich auf alles Kommende einzulassen.
Als Video möchte ich den Titel „Schwedische Gardinen ASAP“ zeigen, da neben der bereits beschriebenen musikalischen Intensität auch die visuelle Umsetzung nicht trivial ist. Zudem ist der Titel einfach schön.
Was man als Fazit bescheinigen kann, JH3 schaffen es hier Genres zu fusionieren, womit wir beim Eingangspunkt wieder ankommen. Schwer zu beurteilen, was im Einzelnen durch den Avantgarde-Fleischwolf gedreht wird, aber Jazz, Rock, Hip-Hop und Punk sind mal definitiv dabei. Manchmal denke ich auch an die Cantina Band von Star Wars. Für dieses Überschreiten der Genre-Grenzen sind JH3 in der Vergangenheit schon mal für den schwedischen Grammy nominiert worden. Ganz ehrlich wundert mich das nicht, trotz aller Anfangsschwierigkeiten sich auf dieser Entdeckungsreise nicht zu verlieren, alles klingt extremst innovativ.
Wer also Lust hat statt Köttbullar, mal musikalische, schwedische Häppchen zu genießen, sollte hier zuschlagen. Und zu guter Letzt, denke ich, bin ich mit der Rezension der erste, die Maus, Star Wars und Köttbullar zusammen bringt. Es gibt ein Wort dafür – Fusion.