Da sitzen wir also und hören begeistert den Klängen auf dem Debütalbum „This Town“ der Wiener Band Jussel zu. Wir, das sind meine Partnerin und ich. Während ich gedanklich und verzweifelt versuche, Referenzen für diese Musik zu finden, ist meine Partnerin da etwas schneller, weil wohl auch unkonventioneller. „Das klingt wie Radiohead„, sagt sie und meint damit hauptsächlich den Gesang von Tobias Jussel, der sie an Thom Yorke erinnere. Eins zu Null für dich, meine ich, auch wenn es hier natürlich nicht um einen Wettkampf geht. Später, in etwa beim dritten Song „Wasted“, meint sie, das klinge nun nach Bon Jovi – und meint dies weniger abfällig, als es jetzt womöglich verstanden werden könnte, zwinker!
Ich habe inzwischen auch gefunden, wonach ich gesucht habe. Mich erinnert der Gesang an Myles Kennedy und etwas spezieller denke ich dabei eher an dessen Zusammenarbeit mit Slash, denn an seine Hauptband Alter Bridge. Egal wie, klar ist bei den genannten Personen – ergo: deren jeweiligem Können – inzwischen, dass Tobias Jussel selbst ein famoser Sänger ist. Und als solcher nimmt er einen gewichtigen Teil auf „This Town“ für sich in Anspruch. Etwas plump könnte man sagen, das muss wohl auch so sein, gibt er der Band letztlich auch seinen/ihren Namen.
Komplettiert wird die Band durch Fabian Natter an den Drums und sonstigem Schlagwerk, Georg Pinter am Bass und Tobias Fussenegger an der Gitarre. Gäste gab’s auch, als da wären Christoph Haslinger am Saxophon, Caro Loibersbeck an der Trompete, Markus Manahl an der Akustikgitarre und The Chassell Singers mit ihren tollen Backing Vocals. Sie alle zusammen umrahmen also den Gesang von Tobias Jussel mit Musik, für die ich nun noch immer (verzweifelt) eine Kategorie suche.
Die Lösung liegt wohl darin, nicht nur nach einer Kategorie zu suchen. Über allem schwebt der Soul. Der ist einfach da und die Instrumentierung unterstreicht dies mal mehr, mal weniger. Speziell die Leadgitarre, immer schön auf Halstonabnehmer geswitcht, aber auch die (Holz-)Blasinstrumente drücken Songs wie „Troubled Water“ einen beinahe schon bombastischen Bluesrockstempel auf’s Auge und ich denke an Gary Moore zu seinen bluesigen Zeiten. Ich mag das und was manche von euch womöglich gar schnulzig finden mögen, ist für mich zeitlos.
Ja, das sind Jussel. Zeitlos. Und da ist es doch letztlich fast schon egal, welche Schubladen da jetzt die passenden sein mögen. Falls ihr es aber aufgeräumt braucht und deshalb auch euer Möbelstück füllen müsst: da wären noch Gospel, Indie Rock, Space Rock, Rock’n’Roll. In Summe elf Songs, die toll arrangiert, einfach Spaß machen, herausgebracht im Gatefold vom Wiener Label Heavy Rhythm Records und z.B. bei jpc auch schon seit dem 26.09. erhältlich.

