Was mich wirklich extrem nervt an “Nostalgia” von Kanal ist (und ich habe den Eindruck Ähnliches passiert jedes Jahr, auf jeden Fall fucked es ein kleines bisschen ab), dass ich gerade eben, bevor ich die Platte ein erstes Mal aufgelegt hatte, meine TOP 3 für dieses Jahr endlich, endlich ausgewählt hatte. Und nun, ja schöne Scheiße, danke Kanal. Ich könnt ein arrogantes Arschloch sein und sagen, “egal, Auswahl steht jetzt, ihr seid zu spät, Pech gehabt oder eben nicht”, und aus TOP drei einfach TOP vier machen (wir sind ja nicht so kleinlich, was so Zahlen angeht, die ja letztendlich nichts als bürgerliche Kategorien sind), oder aber den schwierigsten Weg gehen und nochmal neu auswählen und abwägen. Wie es ausgeht werdet ihr in ein paar Wochen erfahren.
Aber zunächst mal zu etwas anderem: Kennt ihr Platons Höhlenmythos? Also, ganz kurz zusammengefasst. Die dummen und unwissenden Menschen sitzen in einer Höhle und sind dumm und unwissend über die Welt da draußen (aber Wissenschaftler*innen bzw. Platon bevorzugt natürlich Philosophen), wagen es aus der Höhle raus, in die Außenwelt und kommen dann zurück in die Höhle und erklären den Menschen in der Höhle die Welt und was da draußen so abgeht. Klingt ziemlich nach Expertokratie und Platon Diggi, ich bin mir nicht so sicher, ob das eine deiner klügsten Ideen ist. Aber vermutlich werden sie deswegen auch umgebracht.
Und während ich euch einen vom Höhlenmythos erzähle, merke ich, dass “Früher oder Später”, der erste Track der B-Seite, nen ganz schön langes Intro hat. Ziemlich Algorithmusinkompatibel, ziemlich nice. Aber gehen wir gedanklich nochmal zurück zur A-Seite. Der Opener “Feierabendstadt” ist es schließlich, der mich direkt abgefuckt hat, weil siehe oben. Der Song besticht durch wunderschöne Lyrik, die direkt ins Ohr springt. Also zumindest mir. Und dann sind die Texte auch noch nachzulesen, ein Träumchen. Und inzwischen sind wir auch schon bei “Avatar” angelangt mitsamt seinen Protagonist*innen Rolling Stones, Bob Dylan und ABBA, Vergangenheit und Zukunft. Ist das jetzt dystopisch oder utopisch zu deuten, oder ist das einfach so? Willkommen in “Platons Höhle”, einfach ein mega Song. Privileg des Wissens, Analogie zu Mediathek. Ich lieb’s.
“1996” ein instrumentaler Wahnsinn, den ich ganz toll finde, weil sich analoge Instrumente und elektronisches vereinen und ein bisschen oldschool nach vorne spielen. Also während “1996” läuft und die Platte gleich vorbei ist, schau ich mir dann doch mal an, wo denn Kanal so herkommen und so. Wieso ich bisher noch nix von ihnen gehört habe, diese Frage beantwortet mir das Internet nicht. Auf jeden Fall haben sie 2009 ihr erstes Album rausgebracht und “Nostalgie” ist nun schon ihr viertes Werk und in der Vinyl Version auf 300 Stück limitiert. Also, ich versuch erst gar nicht den Imperativ irgendwie zu vermeiden, kauft das mal. Ihr bekommt es über Bandcamp.
Und dann People of Cottbus, gibt’s am 22.11. ein Recordrelease-Konzert und am 11.02.2025 könnt ihr Kanal in Berlin im Theater unterm Dach sehen.