Gerade eben lief noch Tirzah und so könnte der Bruch nicht größer sein, kommen wir zu Ludovico Einaudi. Von Elektro zu Klassik, genauer gesagt zu Neo-Klassik. Ein Klavieralbum.
Ludovico Einaudi hat die Zeit des Lockdowns genutzt und diese zwölf Songs geschrieben. Die Zeit, des auf sich selbst zurückgeworfen seins, die für viele von uns genau dadurch äußerst stressbehaftet war, ist hier Chance und Katalysator für einfache Klaviermeldodien. Nicht schwer, nicht drückend, sondern schwebend klingen die Lieder und bringen eine Freiheit zum Ausdruck, die nichts mit den Einschränkungen möglicher Maßnahmen zur Pandemiebekämfung zu tun hat, sondern eine Freiheit die tiefer geht, die nicht räumlich ist. Eine Freiheit, die wir, auch im Besitz jeglicher äußerer Freiheiten, uns selbst verbauen durch innere, unbewusste oder bewusste Beschränkungen, die wir uns auferlegen. Diese Gedanken drängen sich zumindest mir auf, wenn ich diese Platte höre, vor dem Hintergrund des Entstehungsprozesses.
Wo viele von uns die Zeit des Lockdowns sinnvoll nutzen wollten, um Liegengebliebenes oder lang Aufgeschobenes zu erledigen und es uns dann vor lauter Bananenbrot backen und Selbstoptimierungstipps nacheifern oder einer wilden Mischung aus Homeoffice und Homeschooling/ Homekindergardening nicht gelungen ist, ist dieses Klavieralbum sehr wohl gelungen und nichts von dem oben genannten ist darin zu hören und zu verspüren. Keine Ängste, keine Unsicherheiten, keine Ohnmacht, keine Wut, nur eine in sich ruhende Zufriedenheit in der Freiheit des Geistes.
So kann man in “Flora” dem Wachsen zuhören, es spüren. Erst langsam, in einzelnen Tönen, dann immer schneller, vorantreibender, aber nicht gehetzt, viel ehr verbindend, vereinend, zusammenwachsend.
Die Kompositionen erscheinen nie kompliziert konstruiert, sondern natürlich fließend. So ist der Titel treffend, auch wenn er mir im ersten Hören nicht recht zum oberen breit beschriebenen freiheitlichen Gefühl, welches die Platte trägt, zu passen scheint, wo unter Wasser, zumindest für uns kiemenlose Wesen Freiheit nur in Abhängigkeit von Sauerstoffflaschen zu verspüren ist und somit begrenzt.
Auch wer glaubt Ludovico Einaudi sage ihm*ihr nichts, hat aller Wahrscheinlichkeit nach schon Kompositionen von ihm gehört, in verschiedenen Filmen. Unteranderem ist seine Musik in “Nomandland” oder “Ziemlich beste Freunde” zu hören. Mir persönlich ist sein Name im Gedächtnis geblieben, weil er im Jahr 2016 in Spitzbergen auf einem künstlichen Gletscher spielte. So wollte er gemeinsam mit Greenpeace auf die vom Klimawandel befeuerte Gletscherschmelze in der Arktis aufmerksam machen, was mit eindrucksvollen Bildern und Tönen gelungen ist.
Der hochmoderne und hochgelobte Minimalismus, Marie Kondō in musikalischer Form, doch nicht kalt und sterile. Auch schlicht, das Gadefold Cover. Vorne die Fotografie eines Schwans, hinten ebenfalls in Rückansicht. Schlägt man es auf findet man kurze Notiz zu den Mitwirkenden. Das Vinyl ebenfalls einfach schwarz, erschienen via Decca Records under execlusiv License to Universal Music.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |