Etwas verspätet, es war ein Tag im Mai, trudelte diese Platte bei mir ein. Und noch etwas später finde ich die richtigen Worte. Während die Platte läuft, gucke ich nebenbei Fußball. Es spielt die französische Nationalmannschaft gegen die Niederlande. Ein eher maues Fußballspiel an diesem Abend, das später mit einem 0:0 beendet wurde.
Aus Frankreich sind auch die Jungs um Mars Red Sky. Sie kommen aus Bordeaux, einer ansprechenden Großstadt nahe des Atlantiks. Von hier aus fährt man noch ungefähr zwei Stunden Bus, bis man wirklich am Atlantik ist. Es ist schön da. Bordeaux hat einiges zu bieten. Und bietet uns mit Mars Red Sky und ihrem fünften Album “Dawn Of The Dusk” das nächste Kapitel in Sachen Stoner-Doom-Rock. Veröffentlicht wurde es Ende 2023 auf Vicious Circle Records und dem bandeigenen Label Mrs Red Sound Records.
Ich bin mir ziemlich sicher, das ich die Band bereits vor gut 13 oder 14 Jahren auf irgendeiner Musikexpress- oder Visions-CD mit irgendeinem Song entdeckt hatte. Bei meiner Recherche bin ich leider nicht fündig geworden. Und all meine CDs aus den Visions und Musikexpress, die ich besessen hatte, wurden irgendwann entsorgt.
Was sicher zuerst auffällt, ist der hohe, in dem musikalischen Gefilde, eher untypische Gesang des Gitarristen Julien Pras, neben den markanten und eher komplexen Doom-Riffs, die hier das Fundament in dem Gesamtkonstrukt bilden.
Die Klangwelt von Mars Red Sky geht jedoch weit über die Riffs hinaus. Die melodischen Gitarrenlinien, die einfallsreichen Gitarrensolos, die psychedelisch-epischen Gitarrenwände und die durch die Queen Of The Meadow – Sängerin Helen Ferguson gesetzten folkigen Akzente fallen mir da noch ein. Hier darf man gerne in “Heavenly Bodies” reinhören, in dem eben Helen Ferguson ihren Teil zu “Dawn Of The Dusk” beigetragen hat. Zu finden ist dieser Track auch auf der im April 2023 veröffentlichten EP von Mars Red Sky und Helen Ferguson.
“Maps of Inferno” hat einen sanften, recht ruhigen Anfang, bevor das Doomige und der Stoner die Kontrolle übernehmen. Mit Jimmy Kinast als Leadsänger bei “The Final Round” geht es in eine etwas andere Richtung, als man sonst auf dem Album gewohnt ist, was aber der Qualität der Musik keinen Abbruch tut, die stellenweise trippy und hypnotisch ist.
Die beiden Songs, “A Choir of Ghosts” und “Carnival Man”, sind wieder einmal wunderschön gestaltete Songs, wobei “A Choir Of Ghosts” mein Favorit auf dem Album ist, da es im Vergleich eine kürzere Kostprobe dessen ist, was Mars Red Sky im Stande zu leisten sind. Mathieu Gazeaus Talent als Percussionist und Schlagzeuger ist unüberhörbar. “A Choir Of Ghosts” ist gleichermaßen verstörend und ansprechend, während “Carnival Man” eher fesselnd und mitreißend wirkt.
Die letzten drei Songs wirken eher als Trilogie, die man nacheinander hören muss. “Trap Door” ist eine akustische Nummer. Eher unscheinbar und geht auch etwas unter unter all den Doom- und Stoner-Sachen. “Slow Attack” im Anschluss wirken zuerst unruhig mit den Soundeffekten, die Kinast zu Beginn von der Leine lässt. Das Ende ist der bereits angesprochene Song mit Helen Ferguson, “Heavenly Bodies”, der am Ende nochmal etwas Beruhigendes inne hat.
Alles in allem sicher ein grandioses Stoner-Album, welches man sich, wer sich Stoner noch nicht zu Gemüte geführt hat, als Anfänger gut anhören kann.
Zu erwerben ist das Album bei JPC, aber auch direkt bei den Jungs von Mars Red Sky!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!