Neonschwarz – Morgengrauen

„Ey, war was?“ – Vier Jahre nach „Clash“ sind Neonschwarz zurück und hauen pünktlich zum zehnten Bandjubiläum ihr bislang wohl bestes Album raus. Die Hamburger Crew um die Rapper:innen Marie Curry, Captain Gips und Johnny Mauser (plus DJ Spion Y) hatte ja schon immer ein Händchen für eingängigen Hip-Hop mit textlichem Tiefgang – auf „Morgengrauen“ perfektionieren sie nun ihren Stil zwischen Hängematten-Lifestyle und Schwarzem Block.

Gleich im eingangs zitierten Opener machen die Neonschwizzys klar, dass auch ein Lockdown sein Gutes hat. Dann hat man wenigstens Ruhe vor den „bisschen zu viel Manfreds, bisschen zu viel Uwes“. Ja, auch auf Album Nummer Vier – natürlich wieder auf Audiolith – gibt es Schellen für Mansplainer, Nazis und „besorgte Bürger:innen“. Aber auch die eigene Szene wird nicht verschont. So ist „Nix“ ein gelungener Beitrag zur aktuellen Deutschrap-#MeToo-Debatte, bei der die Schwizzys Punchlines wie „Du hast mehr Teenies flachgelegt als Bacardi Breezer“ eine deutliche Ansage folgen lassen: „Kopfschuss für eure Rape Culture“.

Schön auch, dass sich die Band in „Einzelfall“ über dieses Unwort auskotzt und klare Kante gegen Rassismus in den Staatsapparaten zeigt. Noch besser gefällt mir das hektische „Wolkenkratzer“, das den Gegensatz Kapitalismus vs. Klimaschutz als Generationenkonflikt erzählt. Aber auch die weniger politischen, eher hedonistischen und melancholischeren Songs auf „Morgengrauen“ überzeugen voll und machen ordentlich Spaß. Erwähnt sei hier noch das spaßige „Features“ mit Pseudo-Gastauftritten von Rapgrößen von Pöbel MC bis Mal Élevé. Mal sehen, ob die im Song angeforderte Beyoncé dann bei Album Nummer 5 am Start ist.

Ihr habt nur Bock auf – oder Kohle für – ein Album im ersten halbwegs postpandemischen Frühling? Dann ist die neue Neonschwarz eine sehr gute Wahl. Und das schöne Artwork von Ingo Fischer kommt natürlich nur auf Vinyl so richtig zur Geltung.

Kaufen? Natürlich bei Audiolith oder auch bei jpc.