Herrlich, ein Tape! So kann es schon mal weitergehen – und ab damit in die Tape-Machine, die Klappe schließt leise, letzter Aufruf, dann beginnen die Rollen das magnetisierte Band umzuspulen… erwartungsvolle Stille, bis …? Ja bis die Nurse’s Dead Bodies ihren kranken Psychobilly mit “Freaks on Parade” beginnen! Die vier Franzosen aus Aras im Norden Frankreichs brettern durch den Song, wie bei einer Not-OP! Schön mit einer Kirmesmelodie angezählt, geht es im weißen Schwestern-Mini, Strapsen und Häubchen los mit der Party im Krankenhaus – mehr Spaß auf der Intensiv-Station geht nicht. Ich kann mir Karl Lauterbach vorstellen, wir er Party mit seiner medizinisch verordneten Portion Haschisch die Polonäse durch die Charité anführt. Mit einem verhallten Schrei, der nach der “Geschlossenen”, endet der Opener stilgerecht.
Und damit ist auch das Rezept der vier Corpses: Audrey (Vocals), Timothée (Drums), Julien (Double Bass) and Laurent (Guitar) im Wesentlichen erklärt. Sie erzählen die “kranken” Geschichten einer wahnsinnigen Krankenschwester. Dazu benutzen sie herrlich wilde Punk Riffs im Psychobilly Style. Die Vocals kommen mal von Audrey allein, die sich anscheinend den halben Medizinschrank reingepfiffen hat, mal sind die Nurse’s Dead Bodies im Mehrfachgesang auf Visite.
“Zombi Queen” ist auch ein absoluter Abräumer, der im Schwestern-Zimmer für die notwendige Stimmung sorgen wird. Die Röcke wippen und die Kittel fliegen umher… wer kann nutzt das Stethoskop vom Oberarzt als Mikrophon. Die Melodie ist simple, der Refrain regt zum Mitsingen an und der Rhythmus geht sowieso in die Beine.
Die singenden Mullbinden verbreiten ihren Spaß auf 12 Songs verteilt, wobei keine Therapie länger als 209 Sekunden dauert, also durchaus für “mal eben zwischendurch” geeignet ist. Textlich wechselt Oberschwester Audrey mal vom Englischen in ihre Muttersprache, was aber dem Heileffekt und dem Spaß keinerlei Abbruch tut.
Aus welchem Krankenhaus die Ideen und Vorbilder für solche Songs wie “Adam Push”, “Madness” oder “Santa Muerte” stammen , will man vielleicht gar nicht wissen. Viel schönes ist das Kopfkino, was bei den Songs wie “Lovely Dead” einsetzt. Der Song paßt in jeden Kühlraum, wo die Leichen abgedeckt in Reih und Glied liegen, während die Nurse’s Dead Bodies zum letzten Walzer aufspielen.
Der Blick in das Video “Zombi Queen” bestätigt nur meine zuvor getätigten Aussagen. Musikalisch wird der Song mit echtem Akustik-Bass performed und auch der bereits erwähnte Mehrfach-Gesang kommt mal wieder zum Einsatz. Ach komm, ab dafür, noch ein Video…
Hier kann man die Nurse’s Dead Bodies auf der Bühne sehen, mit welcher Energie das Quartett bei der OP zu Werke geht.
Fazit: das ganze Album “Beyond the Grave” ist hochgradig ansteckend und wer auf Tempo-Psychobilly mit ärztlicher Verordnung steht, muß hier zuschlagen. Allen anderen potentiell Gefährdungsgruppen, wird das Album prophylaktisch als Rezept ausgestellt.
Bitte dreinmal pro Tag einnehmen. Zu Risiken und Nebenwirkung, fragen Sie bitte ihren Arzt oder Apotheker.
“Beyond the Grave” gibt es in zwei Darreichungsformen, als Tape oder CD.