Das am 07.11.2025 über Dackelton Records veröffentlichte „Planet der Pfaffen“ schlägt ein wie eine rotzige Predigt mitten ins Gesicht, und genau das macht den Reiz aus. Von der ersten Sekunde an, mit dem kurzen Intro und dem darauffolgenden „Gottes Plan“, wird klar: Diese Platte von Pastor Gerald wird keine sanfte Background-Musik sein, denn sie will provozieren, aufrütteln, ehrlich sein. Pastor Gerald nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern drückt in aller Direktheit aus, was sie denkt – und zwar mit dem Sound eines Punkrocks, der ebenso melodisch wie bissig ist.
Pastor Gerald haben sich zuerst als Spaß an der Musik gegründet, ehe sie in komplettierter finaler Besetzung bei der Kieler Woche 2023 ihren vielleicht bis dato größten Gig spielten. Im September diesen Jahres folgte eine Tour als Support von MÄNNI.
Die Musik pendelt gekonnt zwischen sinnlichem Melodien-Punk und aggressivem Krawall: Oft eingängig, mit Hook zum Mitgrölen, dann aber wieder scharf, roh, provozierend und immer mit Ecken und Kanten. Besonders ist der Gesang von Sängerin Maja: Sie schafft es, mit ihrer Stimme sowohl verletzliche, fast sanfte Momente als auch laute, wütende Distanz zu transportieren. Sie ist mal fast sehnsuchtsvoll, mal kämpferisch. Das gibt den Songs eine enorme Bandbreite und Authentizität.
Was das Album auszeichnet, sind seine Texte: kompromisslos, sarkastisch und gesellschaftskritisch. Egal ob es um Konsum-Kinderpausen mit überquellenden Brotdosen geht, um Kritik an politischen Verhaltensweisen, Polizeigewalt, soziale Ungleichheit oder die Heuchelei einer privilegierten Mittelschicht, Pastor Gerald spart an nichts. Die Texte sind nicht belehrend, sondern eher wie provokante Denkanstöße und Satiren, die mehr mit Wut, Humor und brachialer Ehrlichkeit wirken als mit moralischem Zeigefinger. Dadurch gewinnen Zustände, die man oft als gegeben hinnimmt, eine neue, schiefe Perspektive — unbequem, unangenehm, nötig.
Trotz all der Härte und Sozialkritik bleibt das Album kein schwerfälliges Manifest, sondern ein richtiges Punkrock-Werk mit Spaß, Energie und Leidenschaft. Es lädt zum Tanzen, Mitgrölen, Nachdenken und vielleicht zum Infrage Stellen. Die Mischung aus Haltung und Musik funktioniert: „Planet der Pfaffen“ ist laut, unruhig, spöttisch und manchmal fast liebevoll zynisch.
Kurz gesagt: „Planet der Pfaffen“ ist ein starkes Debüt und man hört ihm noch seine Ecken und Kanten an. Kein Wohlfühl-Punk, kein Konsens-Sound sondern Punk mit Haltung, mit Herz, mit Wut und mit Humor. Wer sich bewusst auf provokanten, politischen Punkrock einlassen will, der mehr ist als bloß Lärm, bekommt hier eine Platte, die beißt, die nachhallt und die man nicht so schnell vergisst, gerade auch wegen der sehr speziellen Songtexte.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!


