Es ist schon fast zur Gewohnheit geworden, dass ich die Provinzpostille mit in den Urlaub nehme.
Dies ist nun das dritte Mal. Die Provinzpostille kommt herum mit dem Vinyl-Keks und sendet heuer Grüße von der Nordseeküste. Nicht Sylt, sondern Festland mit Syltblick. Hier ist es einsam am Deich, was Mitmenschen angeht, aber es gibt gemütliche Gesellschaft durch Schafe. Die einzige Parole lautet: „MÄH!“ Und der Provinzpostille gefällt’s mit friesischen Schafen genauso gut wie mit französischen Möwen (Ausgabe 10). Ich finde auch selbst die Lektüre ganz entspannt für den Strand.

Im Heft gibt es wieder jede Menge kleiner Konzertberichte im Tagebuch-Format, Interviews mit Mike von „Go!“, „In Schwerer See“, „Moratory“, „Joey Controlletti“ sowie „Ben Racken“. Zu „Ben Racken“ gibt’s dann auch einen kleinen Videodreh-Bericht, da der Provinzpostillen-Macher Felix Frantic hier das offizielle Musikvideo gefilmt hat. Und das ist nicht das einzige, was der Felix neben der Provinzpostille so macht, wie wir zwischen den Zeilen dieses schmucken Fanzines lesen können.
Eigene Musik mit pADDELoHNEkANU steht auch noch auf dem Programm, über die hier ebenfalls berichtet wird. Das alles ist eine überkrasse Workload, erkennt auch Felix gleich auf Seite eins, neben dem Bild einer auf dem Rücken liegenden Wanze. Ich gebe ihm Recht.

Das führt unweigerlich zu dem schrecklichen Gedanken hinter dem Einleitungstext: Dies ist eventuell die letzte Printausgabe der Provinzpostille. >SCHLUCK!!!< Ich brauche nicht zu sagen, dass ich mich grad erst dran gewöhnt hatte, der Provinzpostille die Welt zu zeigen, oder war’s andersrum?
Vorbei sind die Urlaubs-Fotos, auf denen die Provinzpostille posiert mit Meeren oder Wäldern? Nun ja, ich kann Felix irgendwo verstehen. Sagte ich schon, dass er auch noch ein Label (Krachige Platten) unterhält und uns mit Tapes und Vinyl versorgt? Nein? Also auch in dieser Ausgabe der Print Provinzpostille ist wieder ein schönes Mixtape auf secondhand Kassette dabei. Alles handverlesen und aufgenommen. Danach der ganze Versand-Tanz, ja, ja.



Ach, dazu arbeitet er, hat gar ein Sozial-Leben und schreibt Reviews beim Vinyl-Keks während er sich plaget herum mit dem Vorstandsposten in diesem Vereine. Puhhh! Felix hat echt einen heftigen Output. An dieser Stelle sage ich mal: Selbst, wenn du nur noch die Hälfte machst, Felix, ist das doch sehr viel. Selbst, wenn ich erst 2027 wieder eine Provinzpostille mit in den Urlaub nähme und die dann auch nur ganz dünn wäre, wäre das immer noch sehr viel Arbeit. Ups, ich schreibe so, als ob ich es nicht glauben kann, dass dies die letzte Provinzpostille Printausgabe sein soll. Tu ich auch nicht! Hehehe
Ich bin gespannt und warte ab, was die Zeit bringt.
Derweil schmökere ich durch die Nummero Zwölf, die dieses Mal Felix mit dem Nico-Pappaufsteller aus dem Ben-Racken-Video auf dem Cover zeigt. Weiter hinten im Heft gibt es noch einen Frame, da kann man mit Schere und Papier sein eigenes Selfie mit Nico von Ben Racken einkleben. Die Provinzpostille #12 ist eben sowas wie ein Freundschaftsbuch oder ein Pop-Up zum Mitgestalten, das auch schon immer Illustrationen und Kurzgeschichten gefördert hat. Das zeigt hier die Heft-in-Heft Idee im Mittelteil mit der Rattster Short Story auf gelbem Papier zum Rauszupfen und Weiterreichen. (Text Arnica Montana, Illustrationen von Crizzl)

Ein interaktives statt einseitiges Lesevergnügen, die Provinzpostille. Hören, Fühlen, Sehen – hm, riechen und schmecken ginge ja theoretisch, auch wenn’s nicht besonders lecker ist, äh – kurzum, etwas für alle Sinne. Toll fand ich auch die Idee mit dem Zufallsgriff in Felix fettes Plattenregal.
Was er da gezogen hat und was er dazu schreibt, liest du am besten selbst nach, wenn du dir jetzt ganz schnell die letzte, aber auch ALLERLETZTE Provinzpostille aller Zeiten hier für schlappe 3,60€ bei Bandcamp bestellst und dem Felix gleich mal ein Feedback oder Urlaubsfoto dalässt (Tipp: damit motivierst du ihn vielleicht, für die nächste Urlaubslektüre zu sorgen).
Hier abschließend noch das Feedback mit Gruß der wolligen Leserinnenschaft auf’m Deich: „MÄH!“

Das war’s dann wohl: Letzte Seite. Lampenschirm, der / die letzte macht das Licht aus! So sieht es dann aus, wenn die Lektüre fertig ist und die Rückseite der Provinzpostille betrachtet wird. Moin!
