“Wann hast du das letzte mal etwas zum ersten mal gemacht?” Auf ein Konzert gehen gehört definitiv für mich nicht dazu. Aber gestern fühlte es sich auf jeden Fall so an. Hab ich die Tickets eingepackt? Nee, brauch ich nicht. Eintritt ist ja umsonst. Gehörschutz? Check. Mundschutz! Fast vergessen, dabei gehört er doch inzwischen zur Alltagsausstattung.
Im Rahmen der #Feierwerksessions spielten am gestrigen Abend Sandlotkids in der Kranhalle des Münchner Feierwerks. Der Eintritt war zwar umsonst, erforderte aber eine vorherige Anmeldung per Email da nur ein bestimmtes Kontingent an Plätzen verfügbar war. Aufgrund der hohen Nachfrage spielten Sandlotkids an diesem Abend sogar zwei Sets. Schichtbetrieb quasi, wie er vielerorts inzwischen auch schon Gang und Gebe ist nur das Sandlotkids eben Doppelschichten schieben. Um 21:15 Uhr begann dann die “Spätschicht”. Am Eingang natürlich das bereits bekannte Prozedere: Kontaktdaten hinterlassen. Für die Stifte gab es jeweils ein Glas für “unbenutzt” und “benutzte” Stifte. Zuvor kam per Mail die Bitte, 30 Minuten vor dem Set vor Ort zu sein. Nicht wahrgenommene Reservierungen würden dann anderweitig vergeben. So gegen 21 Uhr war es dann soweit: Schichtwechsel. 15 Minuten um den Innenraum zu desinfizieren, kurze Pause auch für die Sandlotkids. Pünktlich um 21:15 Uhr wurden dann die Pforten geöffnet. Es hatte alles etwas von Kinoatmosphäre. Frei Sitzplatzwahl. So semi jedenfalls. Nur jeder vierte Platz pro Sitzreihe war verfügbar und so fand sich Platz für etwas mehr als 40 Zuschauer
Sandlotkids betraten nur wenige Minuten später die Bühne. Soundcheck war ja bereits gemacht, warm gespielt war man inzwischen auch schon. Man konnte also direkt loslegen. Das bedeutete also zurücklehnen und einfach die Show genießen. War man ja inzwischen gewohnt. Der gestrige Abend schien einfach wie die logische Weiterentwicklung der letzten Monate. Saß man zuvor noch zuhause auf der heimischen Couch vor dem Laptop oder dem Fernseher um sich den Livestream anzuschauen, saß man diesmal direkt vor der Bühne. In der heutigen Zeit wahrscheinlich der beste Kompromiss für alle. Bands können wieder live vor wahrscheinlich Konzert-Entzugs geplagtem Publikum spielen.
Und so gaben vor dieser Kulisse Sandlotkids ihr Repertoir aus inzwischen 7 Jahren Bandgeschichte zum Besten. Natürlich entsprach auch für die fünf Jungs aus München der Abend nicht dem üblichen Tagesgeschäft. “Wann hast du das letzte mal etwas zum ersten mal gemacht?”. Dennoch war es zu keinem Zeitpunkt störend und man konnte Songs wie Colors, Soulmates oder die erst dieses Jahr erschienen Songs Sleep und Sour vollends genießen. Einfach mal zurücklehnen und nur zuhören. Der Alternative-Post-Grunge-Emo-Mix ist dafür eigentlich ideal. Der Sound an dem Abend war wie immer grandios: Gitarren, Bass, Schlagzeug, Gesang und Trompete kamen wunderbar zur Geltung. Das Schlagzeug sogar so sehr dass es Stück für Stück die Bühne entlang rutschte aber auch schnell genug wieder seinen ursprünglichen Platz fand.
Nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit war es dann auch schon fast vorbei. Als Zugabe gab es dann noch die Songs Pillows und Lucky vom 2018er Album “Distractovision/The Kids from Memory Lane” ehe dann auch schon wieder alles vorbei war.
Was Konzerte angeht sind wir von “Highfives and Stagedives” gefühlt noch ziemlich weit entfernt. Aber die Möglichkeit die das Feierwerk Bands und Publikum eröffnet hat, erscheint mir persönlich angesichts der heutigen Lage als die aktuell beste Lösung. Und wer sich Sandlotkids gern angeschaut hätte und vielleicht keinen Platz ergattert haben: am 23.08.2020 spielt das Quintett im Münchner Olympiapark unter freiem Himmel.
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