First Impression: Ach du scheiße, was hab ich mir denn da eingebrockt, aber schon irgendwie geil. Fasziniertes Zuhören. Verzweifelte Suche nach Einordnung. Aber dafür bräuchte es Berührungspunkte mit bekanntem. Ich gebe auf und nehme es einfach hin, so wie es ist, dieses Album „Ca c’est bon“ von Sasebo, was im Januar via Rheinschallplatten veröffentlich wurde.
Fragmentierter Wahnsinn, sorgfältig arrangiert. Ich glaube nach dem Durchhören der ersten Seite, der Wunsch ist, dass die Hörenden völlig lost und kopfschüttelnd vor dem Plattenspieler stehen und dabei unbewusst beim „Yore-yore-Yodel“, dem „Altersheim-Jodel“ mitschunkeln, dies irgendwann voller Erschecken bemerken und versuchen aufzuhören. Es misslingt. Vermutlich freut sich Sasebo sehr darüber, so stelle ich es mir zumindest vor.
Ich würde euch gerne diese Platte beschreiben, erklären, aber ich scheitere. Als Redakteurin gebe ich hier auf, mir fehlen die Worte, alles wäre vollkommen unzulänglich. Die Kategorien des subjektiven Gut und Schlecht setzen aus und die Marker für eine möglichst objektive Wertung sind hier nicht einzusetzen. Das müsst ihr euch einfach selber anhören.
Es beginnt mit „Jaques“, daneben auf dem Gatefold japanische Schriftzeichen, darunter die (so vermute ich) deutsche Übersetzung „Werbesprüche“, sowie die Zeilen:
Was war noch einmal Glück?
Glück ist, wo es Ponzu-Soja-Soße gibt,
Ponzu-Soja-Sauße von Kikkoman
Ist das jetzt die Übersetzung des Textes? Ist das eine lyrische Kontextualisierung, die es zu jedem der Songs gibt? Also es gibt zu jedem Song, oder sollte es eher Installation genannt werden, 2/3 dieser Zeilen. Zum Beispiel:
Lass mich machen, was ich will,
ich tanze und singe und brate Nudeln
Ja, okay, kann man machen. Da kommt ja erstmal nichts schlechtes bei rum. „Ikigai“ / „Wofür es sich zu leben lohnt“ so der Titel.
Grundsätzlich ist die Musik schon irgendwie melodisch und teilweise sogar einnehmend, sonst würde ein unbewusstes Schunkeln wohl kaum möglich sein, zugleich lösen die Tracks aber auch immer wieder Irritationen aus.
Verfremdung, Entfremdung und am Ende bleibt ein Haufen Fragezeichen, die auch Justus, Bob und Peter nicht werden auflösen können.
Handwerklich scheint das alles gut gemacht zu sein, da ich hier Absicht unterstelle. Die Motive wie zum Beispiel bei „Circus“ / „Zirkus“ werden musikalisch hervorragend umgesetzt und genau das Maß an Entfremdung beigemischt, welches Erkennen und Irritation und Unbehagen auslöst. Gänsehaut, aber nicht die der guten Art. Und die begleitenden Zeilen machen es nicht besser. Der Liedtext ist eindeutig länger, wenngleich ich natürlich kein Wort verstehe. Ich befürchte, dass ist völlig irrelevant.
„Baby“ / Baby“
Baby, ich werde dich zerstückeln, dich einzementieren und in den Fluss schmeißen,
deine Eltern und Geschwister und deine Enkelkinder werde ich alle verfolgen
Ooookey. Ne lass mal. Ich muss mir jetzt erstmal 3 Runden musikalisches Floating mit „Ghost In Us“ von Albert af Ekenstam geben um wieder klarzukommen. Oder drei Folgen Friends gucken hilft sicher auch, vielleicht Instant-Rhamen dazu.
Ich gebe auf, schrieb ich ja bereits, und bleibe bei meinem ersten Eindruck, ach du scheiße but nice.
Wenn ihr jetzt trotz, oder aufgrund meiner gescheiterten Review Lust auf „Ca c’est bon“ von Sasebo habt, dann hier noch die Info, dass Sasebo eine Großstadt in der Präfektur Nagasaki ist. Darauf stieß ich, als ich euch eigentlich nur ein Video raussuchen wollte, damit ihr euch doch selbst einen kleinen Eindruck machen könnt. Die Anreise dauert rund 18 Stunden und es erwarten einen dort am Donnerstag 23°. Mein YouTube-Feed ist voll mit Ausflugtipps, es gibt wohl einen Fischmarkt. Die Band Sasebo kommt allerdings aus München, die Anreise ist vermutlich kürzer und ein Video hab ich ja dann doch noch gefunden.