Squirrel Flower, “Planet (i)”. Mit dem Review dieser Platte könnte man es sich sehr einfach machen. In etwa so: Ella Williams aka Squirrel Flower arbeitete bereits vor Corona an ihrem Zweitwerk, nutzte den weltweiten Stillstand dann, um ihre Ideen in endlosen Homerecording-Sessions zu vertonen, tauschte sich dabei via moderner Telekommunikationsmittel mit Ali Chant, der u.a. schon PJ Harvey und Perfume Genius produziert hat, über die Ergebnisse aus und entschloss sich dank der produktiven Zusammenarbeit mit Chant kurzerhand, ihre Heimat Massachusetts Richtung Bristol zu verlassen, um dort in Chants Studio The Playpen “Planet (i)” einzuspielen. Unterstützung vor Ort leisteten Chant selber (er fungierte nicht nur als Produzent, sondern steuerte auch Bass- und Gitarrenparts sowie Mandoline, Piano, Mellotron und anderes exotisches Instrumentarium bei), Adrian Utley (Gitarre, Moog, Sitar), der hauptberuflich für Portishead arbeitet, Drummer Matt Brown, die Background-Sänger*innen Katy J Pearson, Jemima Coulter und Jess Shoman sowie die Familienmitglieder Jesse Williams, Jameson Williams und Nate Williams an Instrumenten wie Cello, Kontrabass und Trompete.
So. So einfach war das nun doch nicht, zumindest ist es nicht einfach zu lesen. Solch verschachtelte Sätze habe ich seit meiner Bachelorarbeit nicht mehr von mir gegeben – und das wurde mir damals negativ angekreidet. Deshalb nochmal die Kernaussagen in komprimierter Form. 1.: Squirrel Flower aka Ella Williams scheute keine Mühen, um ein möglichst gutes Album aufzunehmen. Vorneweg: das ist ihr hervorragend gelungen. 2.: anhand der beteiligten Protagonisten dürfte ersichtlich sein, in welchem musikalischen Spektrum sich “Planet (i)” bewegt. 3. anhand der gelisteten Vielzahl an (nicht unbedingt alltäglich verwendeten) Instrumenten dürfte ersichtlich sein, dass Squirrel Flower, aber auch alle anderen Beteiligten, sich ausgiebig und ergebnisorientiert mit den richtigen Arrangements der Songs beschäftigt haben. 4. vielleicht, aber nur vielleicht, kann man sich daraus erschließen, dass “Planet (i)” immer für eine Überraschung gut ist. Speziell den zweiten Punkt will ich nun aber doch noch etwas genauer erläutern, weil irgendwie Kern eines Reviews. Und irgendwie wird Punkt 3 und Punkt 4 da wohl auch noch mit verwurstelt werden.
Also. Tatsächlich braucht es dank der bereits genannten Namen und Bands kaum mehr weitere musikalische Referenzen. Einzig Alanis Morissette, bzw. ihre Art zu singen, kommt mir beim Hören von Ella Williams‘ Gesang noch in den Sinn. Allerdings nur bei den fröhlichen Momenten des Albums. Mehrheitlich ist “Planet (i)” jedoch von Melancholie, Verträumtheit und Tiefgang geprägt. Funktionieren tut beides. Ein zu betonendes Qualitätsmerkmal, wie ich finde. Und dann immer diese überraschenden Aha-Momente wie z.B. in “Hurt A Fly”. Man lehnt sich gerade den entspannenden Klängen des Songs lauschend in den Sessel zurück, als einen der plötzliche Gongschlag, gepaart mit sehr gelungenem Tonartwechsel, aufschrecken lässt und einen hässlichen Kaffeefleck auf dem Oberteil verursacht. Wow! Welche Innovation. Gott sei Dank schließt sich mit “Deluge In The South” erst mal eine sanfte Ballade an, um den Schock von eben zu verdauen. Doch Momente wie diese gibt es auf “Planet (i)” viele. Fast ausschließlich. Da! Schon wieder. Im nun folgenden “Big Beast” ist abermals Kaffeefleck angesagt. Macht jetzt eh nix mehr und außerdem macht das Überraschungsmoment die Platte zu einem absolut spannenden und unterhaltsamen Hörvergnügen. Gewaschen werden muss sowieso und Squirrel Flower spült einem ordentlich die Gehörgänge durch. Einfach wunderbar! Die Musik muss aber auch so sein, bietet sie doch den Soundtrack für Ella Williams‘ sehr persönliche Verarbeitung der eigenen Verletzbarkeit und ihrer, sie schon immer begleitenden Angst vor Katastrophen aller Art. Das eine kann hierbei durchaus das andere bedingen und ihr gelingt es dramaturgisch geradezu genial, den lyrischen Inhalt mit musikalischen Mitteln darzustellen und zu untermauern.
Noch in aller Kürze was zur Hardware von “Planet (i)”. Die Platte selbst ist transparent blau. Wunderschön. Sowohl auf dem Front-, als auch auf dem Backcover ist Ella Williams als den sie umgebenden Gewalten beinahe schutzlos ausgeliefertes Individuum dargestellt. Das gibt eine 1 mit * in punkto graphischer Umsetzung des thematisch roten Fadens des Albums, welches übrigens von Full Time Hobby releast wurde. Beiliegend ein mehrseitiges Textheft mit allen wesentlichen Informationen. Gut so. Ich an eurer Stelle würde zugreifen, z.B. hier:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |