Spätsommer. Die Tage werden spürbar kürzer und die Sonne lässt sich inzwischen morgens mehr Zeit um am Horizont aufzutauchen. Es ist sogar ziemlich frisch, wenn ich morgens zur U-Bahn gehe. Hätte ich vielleicht besser einen Schirm einpacken sollen? Es nieselt und die ersten Blätter fallen bereits von den Bäumen. Das ist mir jedoch alles gerade so dermaßen scheißegal weil auf meinen Kopfhörer der akustische Hochsommer tobt. Sun-O-Bathers, das ist Vitamin D fürs Trommelfell! Zwar stammt das Quartett aus Leeuwarden, nahe der Nordsee, jedoch klingt “Floater” viel mehr nach Venice Beach/Kalifornien, irgendwo zwischen Isotopes, Pennywise und Chaser. Erschienen ist die Scheibe letzten Juli über Morning Wood Records. Schon der Titeltrack verkörpert ausgelassene Poolparties, Halfpipe-Sommerabende und überdimensionale, aufgeblasene Schwimmhilfen. Mit viel “aaaaahs” und “ooooohhhhhs” sorgt also schon der Opener für gute Laune. In “Huntington Beach Resort” geht es mit den “aaahs” und “ooohhhs” direkt weiter. Und während Sänger Jurjen de Vries “To the shore, take me away to the Huntington Beach Resort” singt, überlege ich mir auf dem Weg zur U-Bahn ob ich meinen Job wirklich brauche. Es muss ja nicht gleich Huntington Beach sein, Freibad wäre auch okay. Die wohl einzige Kehrseite aktuell an dem Album ist, dass man überhaupt nicht zur Ruhe kommt. Wie auch, wenn Sun-O-Bathers das Gaspedal durchgehend auf Anschlag haben. Zum Song “Overtime” haben inzwischen Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern ihren Platz eingenommen, wobei letzterer eher an Joey Ramone erinnert: “Eat, sleep, work, repeat is all I need / Staring at my screen eighty hours a week/ Working overtime, goodbye social life“. Alter, ich mach heute sowas von früher Feierabend!!!!
Das surfabillyeske “Hate the Shade” lässt die A-Seite rein instrumental endlich ausklingen und gönnt eine kurze Verschnaufpause.
Bei genauerem Hinsehen, fällt auf dass die B-Seite die bereits 2018 erschienene EP “Local Warming” enthält. “Intro” macht im Grunde da weiter wo “Hate the Shade” soeben aufhörte und die wenigen Sekunden Streichmusik, weichen schnell wieder klassischem Punk-Drumming. Verglichen zur “Floater“-Seite, klingen die Songs “Need Some More” oder “The Legend of Scott Radinsky” irgendwie einen ticken aggressiver und nicht mehr ganz so unbeschwert. “Kids of the Sun” knüpft dann schon wieder eher an das Punk Rock Holiday Feeling von vorher an. Wer also die Machwerke von Sun-O-Bathers in chronologischer Reihenfolge hören möchte, fängt mit der B-Seite an. Für die “Sommer-ist-das-was-in-deinem-Kopf-passiert”-Fraktion empfiehlt sich ganz klar Seite A.
Den passenden optischen Reiz bietet auf jedenfall das Artwork als Pendant zur klassisch, schwarzen Vinyl. Kein Sorge, die Rille gibt es natürlich noch in blau- und rosa opaque! Und wem das noch immer nicht reicht, darf sich das mitgelieferte Poster über’s Bett hängen. Egal, wofür ihr euch schlussendlich entscheidet: die Platte gibt es auf jeden Fall hier.
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