Wow. So viel Brimborium hat lange keine Veröffentlichung im Kosmos Rock/Popmusik mehr verursacht. The Screenshots also. Schon mit dem Release der ersten Tracks auf der EP „Ein starkes Team“ vor zwei Jahren ging ein Rauschen durch den (digitalen) Blätterwald. Sogar Jan Böhmermann, in Musikfragen seinem Podcast-Gegenüber Olli Schulz sonst eigentlich immer hoffnungslos unterlegen, stimmte ein und sang Lobeshymnen auf Susi Bumms, Kurt Prödel und Dax Werner.
Und womit? Mit Recht!
Die nun vorgelegten elf Songs auf „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ bieten knapp 32 Minuten ausgeklügelten Indiepop mit vielen Facetten. Mit dem Trio „Manchmal“, „Liebe Grüße an alle“ (z.B. Angela Merkel, Maurice, die Musik, die Waffe unter dem Bett…) und dem spärlicher instrumentierten „Airbnb“ beginnt das Album eher verhalten, um dann mit „Träume“ die erste Rakete starten zu lassen. Der Leistungsgesellschaft an sich und dem Christian-Lindner-Swag ganz konkret wird der Mittelfinger entgegen gesteckt.
Die Musik erinnert an Kraftklub und es ist wirklich bedauernswert, The Screenshots in diesem Jahr nicht auf den Festivalbühnen der Republik abfeiern zu können. „Walter White ist tot“ beklagt die permanente Verfügbarkeit von Nachrichten und Entertainmentfetzen in der Gegenwart. Alles gesehen – alles zu Ende geguckt. Fertig. Ein Ärzte Song von früher ist auch dabei, „Snacks“ muss aus der Feder Farin Urlaubs stammen: „Ich will eigentlich Snacks, doch du willst nur Sex“. Und wenn man genau hinhört, spielt Sahnie hier auch den Bass.
Die Musik ist insgesamt sehr abwechslungsreich und auch die Themenvielfalt, die uns The Screenshots auf ihrer zweiten LP auftischen, ist trotz der kurzen Laufzeit erfrischend reichhaltig: Natürlich die Liebe, die Monotonie des Alltags, Serien und Schokolade – alles dabei. „Der Teich ist so flach, ich kann nicht untergehen. Der eine Fisch, der guckt schon doof, ich sollte besser gehen…“. Der vorletzte Titel, gesungen von Susi, entwickelt sich gerade zu meinem Favoriten, da folgt auch schon der Schlusspunkt: „j@@@@@@@“, ein herrlich schrammeliges Stück Emopunk. Und der knackige Abschluss eines musikalisch kurzweiligen und mitreißenden Albums.
Trotz der ganzen Nebelkerzen auf Twitter und den Feuilletons steht fest: The Screenshots wollen ernstgenommen werden, haben und machen Spaß und sind gekommen, um zu bleiben.
„Die Welt geht noch nicht unter, sie wird nur immer geiler.“
2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee erscheint in rotem und weißen Vinyl inkl. Aufkleber beim eigenen Label Musikbetrieb R.O.C.K.. Hier gibt es die Platte.
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Nicht nur Eure Musik, auch Euer gelber Spezial-Smiley finde ich echt coole. Gelungene Idee!
Ja, das Artwork ist spitze!