The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die – allein der Name steht seit über zehn Jahren für große Emotionen, ausufernde Songstrukturen und bittersüßen Post-Rock-Emo mit Tiefgang. Doch wer sich mit dieser Erwartung an das neue Album „Dreams Of Being Dust“ wagt, wird schnell merken: Hier ist vieles anders. Die Band klingt härter, direkter und kompromissloser als je zuvor – und das ist kein Zufall, sondern Programm.
Schon der Opener „Dimmed Sun“ setzt den Ton für das, was folgt. Statt sanfter Gitarren und weicher Übergänge kracht die Band sofort los, mit dichten Riffs, treibendem Schlagzeug und wütendem Gesang. Der Sound ist roher, druckvoller, kathartischer. Früher Melancholie, jetzt Realität. Punkt.
Viele Rezensent*Innen sprechen treffend von einem „violent record for violent times“ und das will ich sicher nicht abstreiten.
Musikalisch verschiebt sich der Schwerpunkt deutlich in Richtung Post-Hardcore und Metalcore – Breakdowns, verzerrte Riffs und schroffe Tempiwechsel gehören jetzt genauso zum Repertoire wie hymnische Melodien. Trotzdem bleibt der typische TWIABP-Kern spürbar: das Gefühl, dass unter all der Lautstärke eine fragile, menschliche Seele pulsiert.
In Songs wie „Se Sufre Pero Se Goza“ zeigt sich das besonders deutlich. Der Titel – übersetzt etwa „Man leidet, aber man genießt“ – bringt die neue emotionale Spannung des Albums perfekt auf den Punkt. Hier klingt Schmerz nicht nur nach Verzweiflung, sondern auch nach Akzeptanz. Sänger David F. Bello hat in Interviews gesagt, der Song sei für die Momente gedacht, in denen man mit Krankheit oder Verlust konfrontiert ist. Und genau so hört er sich auch an – traurig, aber lebensnah.
Auch „December 4th, 2024“ trägt viel emotionale Tiefe. Die Band verarbeitet darin den Tod einer realen Person und verknüpft diese Trauer mit sozialer Kritik: Es geht um Ungerechtigkeit, um das Gefühl, dass Empathie in einem profitgetriebenen System kaum noch Platz hat. Der Song funktioniert sowohl als politischer Kommentar, als auch als sehr persönlicher Reflexionsmoment. Ähnlich eindringlich ist „Auguries of Guilt“, einer der wütendsten Tracks der Platte. Hier verwandelt sich die Enttäuschung über die Welt in puren Aufschrei – ein Song, der Verantwortung und Schuld thematisiert, aber ohne belehrend zu wirken. Die Energie ist roh, ehrlich und spürbar echt.
Neben diesen wuchtigen Momenten gibt es aber auch Augenblicke, in denen die Band kurz innehält. „Dimmed Sun“ selbst ist nicht nur laut, sondern auch ein emotionales Manifest. Die Zeile „We need more time while we’re awake“ wirkt wie ein Motto für das ganze Album – ein Plädoyer für Wachheit und Bewusstsein in einer überreizten, zerfallenden Welt. Am Ende schließt „For Those Who Will Outlive Us“ den Kreis: ein ruhiger, beinahe versöhnlicher Abschluss, der nach all dem Lärm und der Wut einen Moment der Stille lässt. Er fühlt sich an wie ein letzter Blick auf etwas Verlorenes – und gleichzeitig wie die Hoffnung, dass Veränderung möglich bleibt.
Thematisch ist „Dreams Of Being Dust“ das politischste und gesellschaftlich offenste Album von TWIABP bisher. Statt in persönlicher Verzweiflung zu versinken, richtet sich der Blick nach außen – auf Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit, Kapitalismus, auf eine Welt im Dauerzustand der Erschöpfung. Diese thematische Schwere harmoniert mit dem neuen, wuchtigen Sound. Es ist, als würde die Band sagen: Wenn die Welt brennt, dann spielen wir nicht leise.
Am Ende bleibt ein mutiges, wütendes und zugleich hoffnungsvolles Werk. TWIABP hätten sich bequem auf ihrem alten Sound ausruhen können. Stattdessen wagen sie den Sprung ins Ungewisse – und liegen mit ihrem neuen Ansatz nicht ganz daneben. „Dreams Of Being Dust“ ist kein Album zum Nebenbei-Hören, sondern eines, das Raum braucht, um zu wirken. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein intensives Stück Gegenwart in Musikform: laut, ehrlich, anstrengend – und genau deshalb wichtig.
Wer das Album noch nicht hat, dürfte über den folgenden Link erfolgreich sein:
The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die – Dreams Of Bein Dust
Außerdem ist das Album, welches auf Epitaph Records herausgekommen ist, auch über den analogen und andere digitale Bezugsquellen zu erwerben. Es gibt mehrere farbliche Pressungen (z.B. Bandshop, Bandcamp, …).
Leider gibt es bisher noch keine Konzertbestätigungen für Deutschland oder umliegende Länder! Ein erster Ansatz sind aber bereits bestehende Konzerttermine in England, Schottland und Irland. Vielleicht findet ihr den Weg dahin 🙂
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!


