Was haben Buxtehude und Mesa/Arizona gemeinsam? Richtig, beide Orte kennt keine Sau! Da ist aber neuerdings auch noch mehr, was die zwei blinden Flecke auf der Landkarte miteinander verbindet. Auch richtig! Es ist die Musik. Während die Speerspitze dessen, was einst so ein bisschen unter dem Namen „Emo“ in Ungnade gefallen ist, längst als etabliert gilt (Jimmy Eat World aus Mesa/Arizona), könnte der neue Stern am Himmel gerade über Buxtehude aufgegangen sein. This Time For Real heißt das Quartett, welches mittlerweile – und so wie ich das verstehe seit dem Anschluss von Sängerin Fee Van Deelen an die Band – im nicht ganz so unbekannten Hamburg ansässig zu sein scheint und sich mit der am 16.05. veröffentlichten 12″-EP „Fuck Heartbreak, I’m Over“ durchaus anschicken könnte, in die mächtigen Fußstapfen aus Arizona zu treten.
Denn wo ich Jimmy Eat World nicht nur wegen ihrer offensichtlichen Hits wie beispielsweise „The Middle“, sondern auch v.a. wegen ihrer versteckten Perlen zu schätzen gelernt habe, bieten die sechs Songs auf „Fuck Heartbreak, I’m Over“ jede Menge Hitpotenzial, welches es jetzt von euch zu entdecken gilt. Los geht’s fulminant und im Uptempo mit „Songs About You“. Alle Trademarks dessen, was einst als sonnestrahlend „Cali-Punk“ bezeichnet wurde, sind da vereint, ehe der Song in sich selbst ins Midtempo wechselt und damit die wahre Stärke von This Time For Real offenbart.
Weg von den Synkopen, den geblockten Gitarren und den Durakkorden spielt die Band geradezu herzzerreißend emotional auf, woran der Gesang in Kombination mit der hervorragenden, poppig-melancholischen Gitarrenarbeit sicherlich den gewichtigsten Anteil hat. The Get Up Kids, oder von hierzulande Hell & Back fallen mir da ein. Und Jimmy Eat World ja sowieso, speziell bei so Songs wie dem zweitplatzierten „Hanging On“. Und auch, weil Bass und Drums ein unaufgeregtes, aber sehr effizientes Fundament bilden.
„A Piece Of My Heart“ startet dann mit einem ordentlichen Chorus auf der Klampfe und mein Hirn verirrt sich gedanklich kurz zu Billy Idol. Natürlich nur, bis der engelsgleiche Gesang einsetzt. Der wiederum passt halt auch wie die Faust auf gleich beide Glubscher, betrachtet man den thematischen Leitfaden der Lyrics von This Time For Real, den ich jetzt mal salopp mit „verflossene Liebe“ betiteln möchte. Kann man schon machen und tut auch keinem/keiner weh. Und manchmal hilft es Künstler*Innen halt auch einfach nur, persönliche Schicksale in ihrer Musik kompensieren zu können. Sollte dies hier der Fall sein, so ist es auf jeden Fall so, dass Musik und Herzschmerz sich geradezu perfekt und symbiotisch ergänzen.
„…I hope you are reminded of what you’ve lost“ heißt es da in „Don’t You Worry“ Na na na, liebe This Time For Real. Wer wird denn gleich an Abschied denken. Hab euch doch eben erst gefunden! Nach aber leider nur sechs Songs doch schon wieder aus den Augen verloren. Ich hoffe doch, ihr meldet euch bald wieder mit mehr Futter!
Vorerst aber mal „Fuck Heartbreak, I’m Over“ zulegen, gell. Ich denke, in dieser Angelegenheit meldet ihr euch am besten direkt bei This Time For Real, oder beim unterstützenden Label Backseat. Die helfen da bestimmt gerne weiter!


