Obacht! Der alte Mann fängt wieder mal an von früher zu erzählen. In den 1990ern haben die DJs und DJanes noch ausschließlich aus Mangel an Alternativen mit physischen Tonträgern aufgelegt. Im Rockbereich meist mit CD. Da war man schon eine mittelgroße Prominenz und wurde gebucht, wenn man gewisse Stücke im CD Cover hatte, die man sich heute ganz bequem noch vor Ort auf die Platte laden kann.
In den 1990ern besuchte ich meist die Zeche in Bochum. Nein, eigentlich habe ich dort gewohnt. Der Laden spielte seinerzeit viel Gitarrenmucke. Das ganze Grunge Zeug, die Klassiker aus den 1960ern und 1970ern und auch kommerziellen Punkrock wie Green Day & Co. Seinerzeit war das Simon & Garfunkel Stück „Mrs. Robinson“ als Cover von den Lemonheads in aller Ohren. Unser DJ schaltete anschließend noch einen Gang höher und legte direkt im Anschluss „The Boxer“ der THREE O’CLOCK HEROES auf. Zig von uns sind zum Pult gelaufen und haben nachgefragt, von wem der Song ist. Die Antwort hinterließ meistens mehr Fragezeichen als Antworten. Ich habe mir den Bandnamen extra aufschreiben lassen und bin nach dem Wochenende direkt in unseren Plattenladen in Hattingen gegangen, der auch CDs im Angebot hatte. Dort sagte einem die Band auch nichts. Tja, da blieb mir nichts anderes übrig, als „The Boxer“ eben am Wochenende auf der verrauchten Tanzfläche zu hören. Eines schönes Wochenendes im Sommer fand in Hattingen das alljährliche Altstadtfest statt, wo meistens lokale unbekannte Bands spielten, hin und wieder auch mal wer überregionales. An der Stadtmauer wurde meist Cover Rock zum Besten gegeben, mal im Reggae Style, mal Punkrock oder auch mal Blues. Uns Kleinstadtjungs war dies egal, Hauptsache wir konnten Bier trinken und mitsingen. Eines Abends traten dann tatsächlich die THREE O’CLOCK HEROES auf. Bis dahin dachte ich, sie kommen vielleicht aus England oder den USA. Tatsächlich waren sie ein recht unbekanntes Punkrocktrio aus Frankfurt und spielten offenbar auch auf Stadtfesten. Ich habe das Konzert und natürlich „The Boxer“ gefeiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bands verkauften sie anschließend sogar CDs. Dort erwarb ich „Cynical Bite“ und was soll ich sagen, dafür wurde ich dann später als DJ ebenfalls gefeiert, wenn ich „The Boxer“ auflegte, eben weil der Song zwar bekannt war, aber nicht in der Version und auch sonst nirgendwo lief. 2020 hat Mad Butcher Records das Album erstmals auf Vinyl veröffentlicht, was ich natürlich feiere. Sowieso ziehen bei mir immer Schallplatten ein, die ich bereits als CD habe. Wer 1990er Punkrock mag, kommt hier auch voll auf seine Kosten. Neben „The Boxer“ lief bei mir auch „The haunter is dead“ rauf und runter.
Bestellen könnt ihr das gute Stück direkt beim Label. Gönnt euch. Wirklich! Es lohnt sich.