Jetzt wird’s philosophisch! Der englische Dichter, Naturmystiker und Maler William Blake stellte einst die These auf, dass „…Ärger und Leidenschaft, die aus Ungerechtigkeit entstehen, eine treibende Kraft für positive Veränderungen sein können, im Gegensatz zu passiver Akzeptanz.“ Im Original lautete sein Zitat dazu wohl so: „The tygers of wrath are wiser than the horses of instruction“.
Tygers Of Wrath ist ein Streetpunk-/Rock’n’Roll-Trio aus Asturien, das am 10.10. sein Debütalbum „Get Ready!“ auf Smith & Miller Records veröffentlichte. Streetpunk, überhaupt Punk, das sind doch per se treibende Kräfte, die mit Ärger, Leidenschaft und Ungerechtigkeitsempfinden in Verbindung gebracht werden können. Und höre ich mir die zehn Songs, die teils auf Englisch, teils auf Spanisch vorgetragen werden, an, dann kickt das auch ordentlich. Dem Trio ist eine Menge treibende, nennen wir es mal Energie statt Kraft, geradezu innewohnend.
Ansonsten schieben wir aber das mit der Philosphie jetzt einfach mal beiseite, geht man im Zusammenhang mit dieser doch in aller Regel von hochkomplexen Theorien aus, für deren Verständnis man mindestens Abitur, wenn nicht gleich ’nen Doktortitel braucht. Tygers Of Wrath aber halten es dann doch recht simpel. Musikalisch gibt’s da zehn Mal ohne große Umschweife einen vor den Latz geknallt. Es wird gegrölt und genörgelt, der Bass ist simpel as f***, erfüllt aber seinen Zweck, ebenso die Drums. Die Gitarre wird von Smith & Miller Records als „unglaublich schnelle Rock’n’Roll Gitarre“ angepriesen.
Da sprang mein Herz im Vorfeld – sprich vor dem ersten Hören – doch gleich zwei Stufen in die Höhe, war ich doch in freudiger Erwartung von Gitarrenarbeit in etwa der, der Kollegen Zeke. Die Ernüchterung folgte allerdings auf dem Fuß und die Behauptung des Labels muss ich tatsächlich hart dementieren. Irgendwelche Speedfreaks wie Nuno Bettencourt oder die Irren von Dragonforce hätten für diese Aussage in Zusammenhang mit dem Gehörten vermutlich noch nicht mal ein müdes Lächeln übrig.
Jetzt aber und bevor es doch wieder zu philosophisch wird: die Tygers Of Wrath machen eben auch keinen Speedmetal, sondern Streetpunk und im Sinne dieser Musik spielt die Gitarre zwar nicht unglaublich schnell, dafür aber umso passender, solides Schweinerockzeug. Und damit fahren die Tygers Of Wrath ganz gut, im Fahrwasser irgendwo zwischen den Street Dogs, Cock Sparrer, The Turbo A.C.’s und den New Wave Hookers. Somit sicherlich auch textlich nicht ausreichend für ’nen Magister in Philosophie, was Songtitel wie „Streetpunk“, „All My Friends“, „Posers“, oder auch „Strike“ auch ohne, dass ein Textblatt beiliegt, vermuten lassen.
Alle da draußen, die zwischen den Zeilen herauslesen konnten, was sie für gewöhnlich auch anspricht, machen mit den Tygers Of Wrath und „Get Ready!“ aber garantiert nichts falsch. Das schicke Artwork an sich gehört sowieso an jede Wand, gleich neben den Kleiderhaken mit der Harrington-Jacke dran getackert. Handnummeriert und limitiert auf 300 Stück gibt es „Get Ready!“ am besten direkt bei Smith & Miller Records zu ordern.

