Mal ehrlich, UK Nails, das klänge doch irgendwie nicht so… so schmissig eben. Klar, mit Boris, Brexit und den Royals sorg(t)en die Briten und Britinnen auch immer wieder mal für ein klein wenig Entertainment, aber das ganz große Ding wird das vergleichsweise wohl nie werden. Nicht, solange es da noch die USA als unschlagbare Konkurrentin gibt. Schließlich schicken sich die Staaten womöglich an, noch dieses Jahr einen Typen wie Donald Trump erneut ins Amt ihres Obergurus zu hieven. Sorry, aber das ist an Slapstick, Sarkasmus, Zynismus und eben (traurigem) Entertainment kaum zu überbieten. Und deshalb klingt USA Nails eben,… ja schmissiger halt, auch wenn das Quartett um den ehemaligen Oceansize-Basser Steven Hodson doch eigentlich aus London stammt.
Passend zur Trump-Thematik nennt sich ihr neuester Streich denn auch “Feel Worse”, wobei das nun ein von mir frei hinzugedichteter Umstand ist. Aber das Thema Entertainment, das sollten wir im Zusammenhang mit dieser Platte nochmal aufgreifen. Dieses bieten USA Nails hier nämlich in Form von zehn Songs und auf sehr eigentümliche Art und Weise. Noise Rock at it’s best. Völlig überdreht, völlig übersteuert, teilweise mit elektronischen Spielereien verziert, wie etwa in einem meiner Favoriten, “Holiday Sea”, lassen USA Nails ihre walisischen (Ex-)Kollegen McLusky wie Chorknaben dastehen. Und doch bieten diese eine gar ausgezeichnete Referenz, wie ich finde.
Doch wie gesagt, USA Nails satteln in Sachen Krach noch einen oben drauf. Das tut manchmal fast schon weh, diese kreischigen Gitarrenlicks, die auch so ein klein wenig an die unkonventionelle Art eines Tom Morello denken lassen. Das Ganze ist gefühlt so Harakiri, dass man der Truppe fast schon den Umstand einer funktionierenden Band aberkennen möchte. Und doch, wenn man “Feel Worse” die Zeit einräumt, die die Platte nun mal braucht, ja dann erkennt man doch Struktur in den Songs. Und Spannungsbögen auch. Und was vorhin noch nach Zufallsprodukt und mal auf Record gedrückt klang, ist nun plötzlich ein stimmiges Konzept, erstellt von Musikern (neben Hodson noch Gareth Thomas, Daniel Holloway und Tom Brewins), die da sehr wohl zu wissen scheinen, wie sie ihre Instrumente quälen können, um das aus ihnen rauszuholen, was wir nun serviert bekommen.
Da macht das dann auch absolut Sinn, dass “Feel Worse” (bereits am 22.03.) auf One Little Independent Records, ebenfalls aus London, erschienen ist. Ein Label, das die Heimat für Bands und Künstler*Innen von Björk bis Crass ist. USA Nails fügen sich da geradezu vorzüglich ein und könn(t)en mit ihrem Sound so etwas wie die goldene Mitte darstellen.
Wem Musik auch mal weh tun darf, oder aber andersrum, wem die Dire Straits wegen zu viel Schönwetter-Tralala weh tun und er/sie sich genau deshalb gerne dem “Cathartic Entertainment” hingibt, der/die sollte sich unbedingt genau diesen Song plus seine neun Geschwister auf schwarzem, limitiert aber auch auf weißem Vinyl reinziehen. Zu haben auch bei JPC.