Ist euch das auch schon mal passiert? Ihr mögt eine Band – deren Musik – und eines weniger schönen Tages lernt ihr die Menschen dahinter kennen und stellt fest, Mensch, das sind ja ganz schöne Dumpfbacken! Fortan könnt ihr die Musik der Band leider auch nicht mehr hören, weil sie einfach zu sehr belastet ist und die Platten stauben vor sich hin, ganz hinten in der Plattenkiste. Mir ging das jedenfalls schon so. Aus Diskretionsgründen sage ich aber nicht wann, wo und mit wem.
Im Falle der Band Svffer aus Münster verhält es sich dagegen quasi andersrum. Zugegeben, nicht gerade DER Fan von Crust, Grind und Co, bin ich auch nicht gerade der größte Fan von Svffer. Allerdings muss ich beim Hören von deren Liedern automatisch an einen der liebsten Menschen denken, den die Sonne im Münsterland wohl je gesehen hat. Jan Hardcore, seines Zeichens Drummer von Svffer, ist gemeint. Wann immer ich die Fahrradmetropole besuchen komme (leider viel zu selten), wird beim guten Jan genächtigt, gegessen, geschnackt und sich gern gehabt. Und als Dank dafür, dass du dann die von ihm organisierte Show spielen und sein Klo benutzen durftest, schenkt dir der gute nebenbei noch den kompletten Backkatalog von Svffer auf Vinyl, allen Protesten, man wolle die Ware aber bezahlen, zum Trotz. So geschehen beim letzten Mal in Münster.
Dass ich mir die Rezi vom Soli-Sampler ” “Silent Cries For Help – Noise To Hear Them” (Act One)” unter den Nagel gerissen habe, war auch keine sachliche, sondern eine absolut persönliche Entscheidung. Denn, ihr mögt es schon vermuten, Svffer sind auf diesem auch vertreten. Und somit einmal mehr die Chance, dank der musikalischen Gedächtnisstütze in schönen Erinnerungen an den guten Jan, aber auch an andere Menschen und Momente zu schwelgen.
Ansonsten muss ich gestehen, kenne ich auf ” “Silent Cries For Help – Noise To Hear Them” (Act One)” die ein oder andere Band allenfalls vom Hörensagen. Zeit also, mich ins Hörvergnügen zu wagen. Absolut subjektiv betrachtet gefallen mir My Turn (straighter Hardcore mit eindeutiger Metalkante), Squad (Oldschool und düster. Black Sabbath meets NYHC), Perfect Sky (singt da Max Cavalera? Schön Oldschool und mit funky Note. Erfrischend und fies zugleich.), N.A.C.I.O.N. (Cool, Snapcase! Lange nicht mehr gehört. Und dann plötzlich Mosh!) und Optimist (entgegen dem Namen klingen die hier ganz schön verstörend. Death, Alter!) ganz gut. Daneben sind auch noch The Tex Avery Syndrome (modernes Metalbrett mit finsteren Melodien), Eat My Fear (simpel und eingängig. Eher harter Punk als Hardcore), 2LegsBad (Symbiose aus Hardcore und Metal. Modern und gut produziert), Of Colours (technisch gut gespielter Metalcore mit Hang zur Melancholie und zu ausgedehntem Songwriting), Dead Fuckin Sunday (Hardcore. Für Freund*Innen von Empowerment) und Psycorepaths (so klingt’s, wenn die Machine Head der 90er auf die Machine Head der 00er treffen. Zwar ohne Soli, dafür ganz schön groovy) vertreten und runden den Sampler zu einem stimmigen musikalischen Gesamtkonzept ab. Grundsätzlich wird aber jede*r mit dem Teil glücklich sein, der/die auf tiefer gestimmte Gitarren steht. Und auch immer toll: so ein Sampler soll ja mitunter auch dazu dienen, neue Bands und Musik für sich entdecken zu können.
“Silent Cries For Help – Noise To Hear Them” (Act One)” dagegen hat auch noch eine weitere Mission. Mindestens 20€ pro verkaufter Platte gehen an die Organisation “Lighthouse Relief” sowie an “The Pomegranate Project” von Action For Women. So verspricht es schon der Aufkleber auf der Verpackung und allein das ist eine Anschaffung des Samplers mehr als wert. Auch schön: aus der Konzeptionierung des Samplers heraus hat sich das Label nth-records gegründet, welches es so oder so zu unterstützen gilt, da es Musik und humanitäre Hilfe miteinander zu verbinden weiß. Bei nth-records ist dieser Sampler auch schon überlängst und direkt zu haben. Und bestellt doch bei der Gelegenheit gleich noch was anderes aus dem Backkatalog mit!