“Transciency” von Woodship ist eine EP, bei der man Zeit einplanen sollte. Sie hat etwas Unmittelbares, fast Drängendes an sich – als würde sie sich direkt an die eigene Unruhe richten. Schon beim ersten Hören spürt man, dass hier nicht bloß Musik gemacht wurde, sondern ein Gedanke vertont: das Bewusstsein, dass alles im Wandel ist und dass genau darin sowohl Schmerz als auch Schönheit liegen. Woodship klingen auf dieser Platte wacher, mutiger und zugleich nachdenklicher als je zuvor.
Die Songs tragen eine gewisse Schwere in sich, aber sie fühlen sich nie hoffnungslos an. Es ist eher das Gefühl, dass Veränderung weh tut, aber notwendig ist. Diese Mischung aus Energie und Melancholie durchzieht die gesamte EP. Die Gitarren bauen dichte, treibende Klangräume, während die Drums präzise und leidenschaftlich den Puls vorgeben. Doch zwischen den lauten Momenten findet man immer wieder stille Passagen, in denen man fast das Atmen der Band spürt – als würde sie einen Moment innehält, bevor sie wieder losrennt. Genau diese Balance macht “Transciency” so lebendig.
Was mich persönlich am meisten berührt hat, ist die Art, wie die Musik das Flüchtige einfängt, ohne in Wehmut zu erstarren. Da ist ein klarer Gedanke an Vergänglichkeit, aber er ist nicht resigniert. Vielmehr fühlt sich das Album an wie eine Einladung, die eigene Rastlosigkeit anzunehmen und sie nicht zu bekämpfen, sondern zu verstehen. Man hört eine Band, die sich mit dem Gedanken auseinandersetzt, dass nichts bleibt, wie es ist – und gerade deshalb alles zählt.
“Transciency” funktioniert auch deshalb so gut, weil es ehrlich wirkt. Nichts scheint überproduziert oder künstlich glattgezogen. Es hat Ecken und Kanten, kleine Unebenheiten, die die Songs menschlich machen. Und genau das sorgt dafür, dass man ihnen glaubt. Man spürt, dass hier drei Menschen gemeinsam versuchen, etwas festzuhalten, das sich ständig verändert – ein Gefühl, ein Moment, ein Gedanke, der schon wieder vergeht, während man ihn ausspricht.
Natürlich könnte man sagen, dass die EP noch mehr Mut zur Experimentierfreude zeigen könnte, vielleicht einen stärkeren Bruch hier und da. Aber gerade diese Zurückhaltung wirkt fast stimmig: “Transciency” ist kein lautes Statement, sondern ein bewusstes Innehalten. Es geht nicht darum, Neues zu erfinden, sondern ehrlich zu zeigen, was ist – Bewegung, Zweifel, Wachstum.
Für mich ist “Transciency” eine Platte über das Jetzt, über das Dazwischen. Sie klingt wie das Gefühl, kurz vor einer Entscheidung zu stehen, nicht zu wissen, wohin man geht, und trotzdem weiterzugehen. Sie erinnert daran, dass Wandel nicht immer heroisch aussieht, sondern oft leise, müde und menschlich ist. Woodship haben es geschafft, genau diesen Zustand in Musik zu verwandeln – und das ist vielleicht das Schönste, was man über eine EP sagen kann.
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Diese Review wurde von Norman verfasst.
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