Sie ist mir auf Anhieb sympathisch, diese Nikki Hill. Sympathisch, weil sie offenbar einen breit gefächerten Musikgeschmack hat und sich auch nicht scheut, dies auf ihrem aktuellen Release “Feline Roots” zu zeigen.
Gesanglich erinnert sie mich auf erfrischende Art an Lisa Kekaula von den Bellrays. Bisschen weniger soulig, dafür mindestens genau so rotzig. Und das wirklich Gute daran, das passt einfach zu jedem der 10 Songs wie die berühmte Faust auf’s Glubscherchen. Egal ob zu countryesken Nummern wie “Don’t be the sucker”, oder zu “Can’t love you back (it’s a shame)”, das mich in Machart und mit seinen leicht schräg klingenden Off-Beat Gitarren schon nach wenigen Takten an die reggaelastige Seite der Clash erinnert. A propos Gitarren: die werden vom Gitarrenduo Matt Hill und Laura Chavez in perfekter Harmonie und sich gegenseitig ergänzend zum Einsatz gebracht. Nie wirklich im Vordergrund, nie wirklich überambitioniert und eben doch eindeutig Gitarrenmusik. Halt genau so, wie es den Songs, für die Nikki Hill laut Linernotes als Songwriterin verantwortlich zeichnet, steht. Ebenso die Produktion: nicht protzig, nicht fett, aber auch meilenweit von schludrig entfernt. So klingt’s genau richtig. Und die Songs bleiben schön frisch und natürlich. Wäre das Album ein Lebensmittel, dann ein bunter Obstkorb. Erfrischend bunt und für jeden was dabei!
Wer’s nicht so mit ‘nem gesunden lifestyle hat: “Feline Roots” könnte auch in eine dieser Filmszenen passen, in denen die Hillbillys Kippchen schmauchend die Billard Queues in einer verqualmten Bar schwingen, während sich eine Keilerei anbahnt. Oder gleich in ein vampireskes Blutbad. Tito & Tarantula können für den ein oder anderen Song durchaus auch als Referenz herhalten. Die anfängliche Gesangslinie von “Poisoning the well” wiederum ist astrein aus Black Sabbaths “War pigs” entliehen. Aber damit sind wir von den Vampiren ja auch nicht sooo weit entfernt.
Hätten wir kein Corona und Nikki Hill dafür Zeit, dann könnten wir live das hier erleben:
Fassen wir also zusammen: der Schreiberling hört von den Bellrays bis Black Sabbath so einiges raus, was zumindest den dezent faden Beigeschmack hinterlässt, dass das Rad von Nikki Hill nicht neu erfunden wird. Muss aber auch nicht immer sein, oder? Vielmehr verwurstelt Nikki Hill selbstbewusst bekannte – und vor allem gute! – Referenzen zum eigenen Ding. Bewusst oder unbewusst, absichtlich oder eben nicht? Egal! Wir haben hier eine Platte für Party und Haushalt. Herrlich!
Und zum Abschluss dann noch dieser Song mit dem Hardrock – Riff (“The fire that’s in me”). Ouh yeaah!
Leider liegt der Scheibe kein Textblatt bei und so muss man sich mit dem Hörvergnügen begnügen. Und den wenigen Infos auf der Rückseite Glauben schenken. Reicht aber auch! Die Version, die mir vorliegt, ist auf dem Berliner Label Hound Gawd! Records erschienen. Gut gemacht, Hound Gawd!! Bitte mehr davon. Für unterwegs gibt’s übrigens den Download – Code.
Über’s Artwork lässt sich streiten. Tiger steigt aus Hose. Kann man machen, muss man nicht. Tut aber auch nicht weh und ist in Kombination mit diesem Tarantino – mäßigen Schriftzug durchaus ein Eyecatcher. Und die Songs dazu catchen die Ears. Passt also!
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Die Platte gibt’s u.a hier jpc oder hier Hound Gawd! RecordsUnd wenn ihr sie dann endlich auf dem Teller habt, dann wünscht euch ein unterhaltsames und kurzweiliges Hörvergnügen:
Der Riedinger