Vor circa 20 Jahren hatte der Dresdner Jörg Hiecke die Idee , seine Liebe zu Musik in einem Buch zu verewigen. Hiecke, selbst DJ und, wie er selbst sagt, mit dem Talent gesegnet, sich durch Musik in jede beliebige Stimmung versetzen zu lassen, schrieb jede Menge Menschen an und bat sie ihm einen Beitrag zu einem Lieblingslied oder einem Song, der zu einer bestimmten Situation oder Lebenslage wichtig für sie war, beizusteuern. „Ich liebe Musik Volume 1“ entstand und ist schon lange vergriffen.
Nun ist zwei Jahrzehnte später im kleinen Windlust Verlag der zweite Teil der Anthologie erschienen, der sich folgerichtig „Ich liebe Musik Vol.2“ schimpft. Auch diesmal wurden jede Menge Leute (Musiker, Dj´s, Dichter, ArchitektInnen, Labelbetreiber, MalerInnen, HeilberuflerInnen, Radiomoderatoren, Schriftsteller, FotografInnen, Journalisten, SchauspielerInnen, Schallplattenhändler, Ingenieure, SängerInnen, VerkäuferInnen, SchülerInnen und andere ) mit der selben Fragestellung angeschrieben und die Ergüsse in einem Buch gesammelt.
Dies war vor 20 Jahren schon keine besonders originelle Idee und Bücher über Lieblingslieder sind mittlerweile so selten wie heruntergepitchte Stimmen im Trap. Aber Menschen neigen ja dazu, altbekannte Dinge zu bevorzugen, so dass es nicht verwundert, dass auch diese Anthologie durchaus gut unterhält.
Aufgebaut wie ein Mixtape ist diese Sammlung von Erinnerungen, soll heißen, dass die Reihenfolge der Stücke nicht zufällig, sondern bewusst gewählt ist. So sagt es jedenfalls einer der Herausgeber, mir persönlich erschließt es sich nicht. Dafür ist die Spanne der besprochenen Lieder einfach zu groß; Klassische Musik wird genauso gehuldigt wie Jazz , Indie Pop oder Punkrock. Diese Mischung macht durchaus den Reiz dieser Anthologie aus, aber den erwähnten Spannungsbogen eines Mixtapes kann ich nicht fühlen.
„Ich liebe Musik Vol.2“ ist für mich ein klassisches Klolektüre-Buch und das ist nicht despektierlich gemeint. Solche Bücher lese ich nicht in einem Rutsch, sondern immer mal wieder eine Geschichte. Wenn Zeit ist. Wie zum Beispiel auf dem Klo, oder wenn man wartet, dass das Nudelwasser anfängt zu kochen.
Etwas befremdlich finde ich die Beiträge in Form von Malerei oder Grafik , die meiner Meinung nach oft vom handwerklichem eher bescheiden daher kommen. Naja, egal, kurz einen Blick drauf werfen, Kopf schütteln, weiterblättern.
Die Menschen, die hier ihren Senf abgeben kenne ich alle nicht, was aber im Prinzip auch völlig unerheblich ist, da Musik ja schönerweise etwas ist, wozu jeder was sagen kann.
Deshalb kann ich hier durchaus eine Leseempfehlung dalassen, vor allem auch weil kleine Verlage immer unterstützenswert sind.
Hier noch eine Liste der besprochenen Künstler:
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