Einst gab Juanita Stein zu Protokoll, ihre Lieblingsband sei für immer und ewig Nirvana. Eine solche Aussage lässt mich insofern aufhorchen, da ich davon ausgehe, dass diese Band demnach auch auf das eigene musikalische Schaffen – bewusst oder unbewusst – Einfluss nimmt. Diese These als Grundlage genommen, treibt mich die pure Neugier an, herauszufinden (oder viel mehr heraus zu hören), wie Juanita Stein den Einfluss der Grunge – Überväter verarbeitet und in ihren eigenen Songs interpretiert. Mir bisher völlig unbekannt, habe ich lediglich ein paar nackte Fakten recherchiert. Juanita Stein kommt aus Sydney und ist ansonsten Frontfrau der Howling Bells. Aha, Sydney. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie Juanita Stein ihre sonnige Heimatstadt in den grauen Nordwesten der USA transkribieren wird.
Und tatsächlich, beim Hören des ersten Songs “1,2,3,4,5,6” scheint sich meine These bereits zu bestätigen. Eine in Moll gehaltene Semiakustikgitarre trifft auf traurig – melancholische Vocals und spätestens als die Leadgitarre (gespielt von Juanitas Bruder Joel) zu einem übersteuerten und atonalen Solo ansetzt, haben wir die sonnigen Gefilde verlassen. Ein Merkmal, das sich auch in weiteren Songs auf “Snapshot“, dem dritten, von Nude veröffentlichten Solowerk von Juanita Stein, wiederfindet. Doch das Album hat noch weitaus mehr zu bieten. So wird die Melancholie in “Lucky” beispielsweise durch dezent eingesetzte Violinenarrangements und getragene Synthies untermauert. Die Refrainzeile You Say I’m Lucky, But I Just Don’t See hätte der Herr Cobain himself wahrscheinlich nicht besser hinbekommen. Ja, man kann ihr ihre Liebe zu den Herren aus Seattle durchaus abnehmen, auch wenn der picklige 14 – jährige mit den fettigen blauen Haaren, dem Nirvana – Kapu vom EMP und dem Billigwodka im Armeerucksack (für dieses Bild eines 14 – jährigen habe ich mich an meiner eigenen Biographie orientiert) dies womöglich nicht direkt glauben mag.
Denn, die wirklich harten und verzerrten Momente, die man nach meinen bisherigen Ausführungen eventuell erwarten mag, finden sich auf “Snapshot“ tatsächlich nicht. Vielmehr zeigt sich die musikalische Verwandtschaft in Moll, Melancholie bis hin zur Traurigkeit und dem textlichen Verarbeiten persönlicher und tragischer Momente. Wer sich von derlei Attributen angezogen fühlt, Musik aber lieber in angenehmer Lautstärke bei einem guten Glas Rotwein vor dem Komfortofen hören mag, der macht mit Juanita Stein und “Snapshot” alles richtig. Noch direkter: Freunde von Portishead, Alison Krauss, The Cardigans, aber auch Mother Tongue oder Seven Mary Three werden ihren Spaß haben.
Noch eines: grundsätzlich bekommt man den Eindruck, dass Juanita Stein beim Komponieren und Arrangieren der Songs sehr viel Wert auf noch so kleine Details gelegt hat. Für mich zumeist ein Indiz dafür, dass ein(e) MusikerIn sich seiner/ ihrer Sache mit Herzblut widmet. Mit diesem schönen Gedanken im Hinterkopf bereitet mir die Platte doch gleich noch viel mehr Freude. Vor dem Ofen mit Konzentration auf die Musik und ohne Armeerucksack, versteht sich.
Das Artwork kommt recht unaufgeregt ums Eck. Zwei Landschaftsaufnamen, welche auf aufreißerische und sensationslüsterne Eyecatcher gänzlich verzichten, bilden das visuelle Pendant zur Musik. Auf dem Frontcover sind Juanita Stein und ihre Gitarre Teil dieser Landschaft. Ob die Sonne im Hintergrund dabei auf – oder untergeht, bleibt euch überlassen. Das Ganze dann auf Inside – Out – Sleeve. Das war schon immer die schönere Variante! Die Texte und das Nötigste an Linernotes gibt’s auf der bedruckten Innenhülle. Auch hier wird auf Schnickschnack verzichtet. Und damit haben wir ein wunderbar harmonisches Gesamtkunstwerk vorliegen, welches ihr z.B. hier erwerben könnt:
Viel Spaß und Genuss bei einem guten Glas Rotwein wünscht Euch Der Riedinger
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Titel | Keine Daten vorhanden |
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