Äußerlichkeiten werden überbewertet! Ja,ne. Schön wäre es, aber mal ehrlich wie oft haben wir schon eine Platte oder ein Buch etc. aufgrund eines ansprechenden Artwork/Covers erworben. Im besten Fall bilden Inhalt und Artwork eine Einheit.
Bei dem vorliegenden Album „DIVE“ von almost monday könnte aufgrund des Covers auf sanften Indie geschlossen werden. Aber spätestens, wenn die Innenhülle entnommen wird, entsteht eine visuelle Dissonante. Vielleicht auch der Gedanke, ob mensch vielleicht die falsche Innenhülle in die falsche Hülle gepackt haben könnte. Wenn dann die Innehülle fällt, ist klar, das könnte poppig werden. Oder werden wir ein weiteres mal in die Irre geführt? Buntes Vinyl dreht sich wie ein Zauberkreisel auf dem Plattenspieler und das Intro passt weder zur, durch die Hülle aufgebauten Erwartungen, noch zu den durch die Innenhülle und Colors-Vinyl aufgebauten Erwartungen.
Das kalifornische Erwartungsbrecher-Trio almost monday macht dann aber tatsächlich Indie-Pop, ganz wie es von einer kalifornischen Indieband zu erwarten wären: good vibes. Nachdem sie seit 2019 mehrere Singles released haben, ist mit „DIVE“ nun seit Ende September der erste Longplayer draußen und mit ihm geht die Band auch direkt auf große Tour, die sie auch nach Europa bringt um hier ein wenig Sunshine und gute Laune zu verbreiten. Die Songs bewegen sich alle auf einem ähnlichen Wohlfühllevel, irgendwas zwischen Badestrand und leichte Tanzbewegungen, ganz in der Tradition der späten 1990er/2000er.
Die Texte sind relativ unverfänglich, Wetter, Menschen, Sport. Jetzt könnte ich hier sehr gut rum meckern, dass Zeilen wie „I said you look so good // You should be a model“ aus dem 4. Track „you look so good“ die Person (das Gender geht aus dem Text nicht hervor) auf ihr Äußeres reduzieren und es nur um Oberflächlichkeiten geht. Das wäre richtig. Ich könnte erwähnen, dass in Songs wie „sunburn“ heiße Sommertage und am Strand rumhängen heroisiert werden. Dass heiße Tage zunehmend heißer werden, auch und vor allem in Kalifornien, und ein paar Zeilen dazu ganz nice wären. Vielleicht wollten almost monday aber auch einfach nur ein bisschen Musik für die gute Laune machen. Melodien, Tempo, Komposition sprechen wenigstens dafür und erfüllen diesen Zweck.
Also wer Bock auf gute Laune und ein bisschen 1990er Jahre-Pop und Endadolenzensfeelings hat, der ist hier bei „DIVE“ von almost monday ganz richtig.