Hui, wie die Zeit vergeht. Die Dub Pistols aus London haben mittlerweile auch schon 25 Jahre auf dem Band Buckel und präsentieren hier mit “Addict” ihr mittlerweile neuntes Studio Album. Ich muss zugeben, dass ich die Band nicht kontinuierlich verfolgt habe, aber ich kann mich noch sehr gut erinnern wie sehr mich der Sound geflasht hat, als ich sie das erste Mal gehört habe. Reggae trifft auf Ska trifft auf Soundsystem Dub. Und da hat sich in den ganzen Jahren auch hörbar nicht viel verändert.
Und das ist auch gut so, denn es ist erst wenige Tage her, dass sich meine Nachbarn darüber beschwert haben, dass meine Kinder morgens wohl zu viel herumhüpfen und es in den unter unserer Wohnung gelegenen Schlafgemächern deshalb zu früh zu stark bollert. Als Mensch dem gute Nachbarschaft wichtig ist, habe ich Verständnis für diese Situation und meine Erbgutträger wurden natürlich direkt mit schweren Gewichten ausgestattet, die es ihren zarten Körpern quasi unmöglich macht gegen die Schwerkraft anzukommen. Gehüpft wird also in Zukunft nicht mehr. Gegen einen fetten Bass-Sound, der die Blumenvasen auf der Wohnzimmer Anrichte zum Wackeln bringt werden die Nachbarn aber bestimmt nichts sagen können. Schließlich sind sie doch nicht kleinlich, oder?
Genau diesen Sound hauen die Dub Pistols einem um die Ohren. Addicted to the Bassline ist hier nicht nur eine hohle Phrase, die mir im ersten Song” Addict” in den Kopf gehämmert wird, nein, das ist ausgelebte Energie! Der Bass Sound ist aber auch in den anderen zehn Liedern der bestimmende Grundton, mal richtig deep, wenn der Dub ausgepackt wird, dann wieder etwas legerer, wenn der Ska-Offbeat die Oberhand gewinnt. Aber soll keiner sagen, dass er nicht gewarnt wurde: “May cause accidtion to bass” steht schon auf dem Cover, also ist klar was uns erwartet.
Die Dub Pistols haben sich für diese Veröffentlichung einige Gäste ins Boot geholt, u.a. die Sängerin Rhodar Dakar, bekannt durch ihre Tätigkeit bei der 2Tone Ska Band The Bodysnatchers und ihren Gastgesang bei den legendären The Specials.
Ich habe eigentlich nur drei Sachen an dieser Veröffentlichung auszusetzen:
Das erste wäre das, für mein Empfinden, hässliche, lieblose Cover, das zwar eine schöne rote Vinylscheibe beherbergt, aber sowohl von der Farbkombination als auch vom Motiv die Lebensfreude, die dieses Album ausstrahlt überhaupt nicht transportiert.
Der zweite Kritikpunkt ist das fehlende Textblatt, da ich bei dem genretypischen Genuschel nicht alles verstehe. Ich vermute zwar keine großen Aussetzer, aber eine besondere Finesse kann ich so auch nicht bestätigen.
Der dritte und größte Kritikpunkt ist allerdings, dass die Dub Pistols Schuld daran sind, dass ich jetzt doch wieder Stress mit den Nachbarn habe. Zwar konnte ich zwar meine Brut bändigen, aber meine Beine hab ich leider nicht unter Kontrolle! Nun wiege ich doch ein klein bisschen mehr als ein Kinderkörper und das Bollern das mein hilfloses Rumgehopse auslöst ist um einiges stärker und lauter. Die Nachbarn sind not amused again. Aber was soll ich machen? Da müssen sie jetzt durch, die ollen Spießbürger. Denn wie soll ich bei diesem Sound still stehen? Unmöglich!
Starkes Album, das die steife Hüfte locker macht.
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Titel | Keine Daten vorhanden |
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