Die vierköpfige Band Elurra spielt nach eigenen Angaben RABM (Red and Anarchy Black Metal) der 2nd Wave. Noch nie gehört, also recherchiere ich und finde heraus, dass RABM die linksextreme Strömung im Black Metal ist. RABM Bands orientieren sich am Black Metal und bedienen sich hauptsächlich kommunistischer und anarchistischer Themen. Worauf sich das 2nd Wave bezieht erschließt sich mir nicht in Gänze, aber ich denke es ist als zeitliche Eingrenzung zu verstehen. RABM grenzt sich bewusst ab von menschenverachtenden, trans-& homophoben, rassistischen, nationalistischen, antisemitischen und weiteren Vorstellungen, wie sie in leider in größeren Teilen der BM oder eben in der NSBM Szene vorhanden sind.
Mit “Die Herrschaft der Sonne” erscheint nach “Alles was kommt ist Schnee” (2015) und “Von Feuer und Erde” (2018) das dritte Album des Quartetts aus meiner Geburtsstadt Duisburg. Das Album “Die Herrschaft der Sonne” wurde quasi in der Nachbarschaft im Redroom Recording Studio in Rheinberg aufgenommen und in den Blomberg Studios gemastert. Aus der Erinnerung an Duisburg als eine einstige Metropole der Stahlherstellung, denke ich mir, wo früher mal der beste Stahl der Welt herkam, kann heute kein schlechter Metal herkommen.
Ich begebe mich also auf wirklich neues Terrain für mich. Musikalisch scheint es bei Elurra um rohen und kalten Black Metal zu gehen. Tatsächlich findet man bei „Der Herrschaft der Sonne“ diese gewollte Monotonie, aber auch dieses Erzeugen von wahrhaft hypnotischen Atmosphären. Damit catchen mich Elurra auf jeden Fall schon in Runde eins. Im Grunde geht es hier herrlich düster zu. Sie schaffen es tatsächlich durch das zügig gespielte, repetitive Schlagzeug und die ebenfalls sich wiederholenden Riffs eine seltsame düstere Atmosphäre zu erzeugen, die sich nur schwer beschreiben lässt.
Mit zunehmenden Hördurchgängen lerne ich das Album zu verstehen. Es geht zum Beispiel nicht um lange ausgefeilte Riffs, sondern um die Wiederholung durchaus simpler Riffs und der davon ausgehenden monotonen Wirkung. Wie bei einem Mantra kommt Welle für Welle und wiederholt das Vorhergehende. Natürlich benutzen Elurra Powerchords, aber es kommen ebenfalls dissonante Intervalle und Akkorde zum Einsatz, die den Zweck haben, ein untermalendes Rauschen zu erzeugen.
Dazu kommen die Texte, die sich viel mit dem Okkulten, also den eher dunklen Seiten auseinandersetzen. „Der König des Staubes“ „Die ewige Schlange“ und „Die letzte Schlacht“ sind Beispiele, aus denen man erahnen kann, worum es hier geht. Die Texte sind vollständig auf dem Innen-Sleeve abgedruckt. Es sind mystische und okkulte Texte auf einem durchweg hohen Niveau. Ein Beispiel aus dem Titelstück:
„Die Wahrheit wurde nun gedacht
Ein Firmament in mir
Was lange währt muss untergehen
Vergangenes soll nun verblühen
Totes Leben darf nicht sein
Von ihm nehme ich meine Kraft.“
Herrlich, denke ich bei mir. Fast wie ein Ausschnitt aus einem H.P. Lovecraft Roman oder ein Gedicht des Meisters Edgar Allan Poe. Man muss sich auf die dunkle, düstere Poesie einlassen und mit Fantasie an die Sache herangehen. Aber dann zeigt sich die Schönheit der Zeilen.
Elurra klingen mit ihren satanischen Melodien und okkultem Flair sehr düster atmosphärisch. Dazu passt die hochwertige Verpackung der Platte in mattem Schwarz und goldenen Zeichnungen und Texten. Trotz der vorherrschenden Dunkelheit, findet man wechselnd sehr eingängige und melodische Parts in den Songs. Hier kommen dann auch mal die schnelleren, scharf schneidenden Riffs zum Einsatz, die zu der sonstigen Monotonie den perfekten Gegenpart darstellen. Ich gebe zu, es war schon eine gewisse Offenheit notwendig, sich an die Seele des Albums und Elurra’s Welt heran zu arbeiten und die Dinge zu verstehen. Wenn man es dann noch auf sich nimmt, dieses Album wirklich mal in Ruhe alleine zu hören, wird man diese hypnotische und fast meditative Stimmung erfahren. Im Gegenteil, man wird sich kaum dagegen wehren können. Ich feiere das Album auf jeden Fall und empfehle es jedem Fan des Genres oder der es werden will. Am besten kauft ihr das Album hier.