Nun, hier und da bekommt man dann doch die ein oder andere Perle zum Rezensieren. Mit nullkommanull Erwartungen bin ich in mein erstes Hörerlebnis mit Tausend Augen gegangen und wurde überrascht. Aber positiv hoch zwei. Wem “Tausend Augen” bekannt vorkommt, der ist mit Sicherheit älter als 40 und/oder Fan von Filmen, die kaum jemand kennt, oder hört zu viel Münchener Freiheit. Bekanntester Protagonist im Thriller-Drama “Tausend Augen” von 1984 ist Armin Müller-Stahl. Wie und was in diesem Film passiert, könnt ihr selbst recherchieren. Uns interessiert an dieser Stelle nur die Band. Die allerdings scheinen irgendwie auch aus der Vergangenheit in die Gegenwart katapultiert worden zu sein. Ein Sound, der an Krautrock-Klassiker wie NEU! oder CAN erinnert. Aber auch an NDW-Perlen wie Major Tom oder Joachim Witt und dem Post-Punk der Die Nerven. Vergangenheit mit der Gegenwart zu vereinen schaffen nicht viele und Tausend Augen sind eine dieser Bands, denen es auf Anhieb gelingt. Herausgekommen ist das Album “Westend” auf This Charming Man am 29.01.2021
“Silberne Maschinen” besteht übrigens nur aus knapp dreißig Wörtern und lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen. Mit Greenscreen und ihren silbernen Anzügen gewappnet haben sie mit Hilfe von Pascal Hector ein Video kreiert, das einfach nur verrückt und wahrscheinlich mit LSD ein absoluter Trip ist. Dieses Video wurde geschnitten, sechzehnmal mit einem anderen Effekt versehen und dann wieder zu einem zusammenhängenden Video bearbeitet.
Das Album “Westend” entstand im Jahr 2020. Ursprünglich war es eine Zusammenarbeit mit britischen Künstlern, da die Band Tausend Augen mit jemandem befreundet ist, der in Liverpool ein eigenes Studio und dort auch mit etablierten Bands zusammengearbeitet hat. Die Lage verschärfte sich aber zunehmend und man musste umdisponieren. Saarbrücken. Die Heimat. Ihr Glück, dass sie immer schon gerne eigene Aufnahmen gemacht haben und altes Equipment, wie Tonbandmaschinen oder Vintage-Orgeln, aber auch Gitarren und Synthesizer gesammelt haben, um diese dann irgendwie und irgendwann zum Einsatz zu bringen. Nachdem dann auch noch ihr Proberaum aufwendig umgebaut wurde, konnte das Projekt beginnen. Ich hatte einen kurzen Mail-Wechsel mit Max, dem Sänger und Bassisten, der mir ein paar Worte zum Album mit auf den Weg gab und das sich auch auf dem Album widerspiegelt: “Es gab uns auch die Ruhe und Zeit herauszuarbeiten, was Westend zu dem macht, was man nun endlich hören kann: “Weniger, dafür straighter spielen, reduzieren, um sich zu lösen. Abwechslung durch Monotonie, nicht die erste Ausfahrt nehmen – einfach im Fluss bleiben.” Und tatsächlich hören Tausend Augen in manchen Tracks nicht einfach mit dem Spielen auf, wenn der Gesang endet. Sie spielen eine Weile instrumental weiter, ohne das der Spirit verloren geht. Was bleibt hier sonst zu sagen? Unbedingte Kaufempfehlung! “Westend” ist für mich das nächste große Ding im Jahr 2021, das am Ende des Jahres weit oben in meiner Album-Platzierung sein wird.
Begeistert bin ich auch von dem Cover, welches ein sogenanntes Die-Cut-Cover ist. Die-Cut heißt, dass etwas aus dem Cover ausgeschnitten oder gestanzt wird. In Verbindung mit der Plattentasche und dem Platten-Label auf der Vinyl ergibt es das Auge. Insgesamt sehr hochwertig gemacht – und das für im Vergleich kleines Geld!
Erwerben könnt ihr das Album auf ihrer Bandcamp-Seite als auch auf This Charming Man. Aktuell gibt es Silber, Türkis und Magenta, wobei Silber bereits ausverkauft ist.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |