Ich halte ein wunderschönes Albumcover in den Händen. Es erinnert in seinen Farben an eine sommerliche Blumenwiese und trägt den langen Titel „The Universe would have to adjust“ und stammt aus der norwegischen Vinylschmiede Minor Majority. Der weiße Schriftzug ist übrigens auf die Albumfront fühlbar geprägt. Ein erstes Durchhören macht mich direkt zum Fan. Das Album erinnert an einen warmen Sommerregen mit allen positiven Aspekten wie Regenbogen, aufsteigendem Nebel von der Wiese in der Sonne und dem Geruch von Wiese in der Nase. Ich hatte vor einigen Reviews ein Album zum Sommeralbum erklärt – Das revidiere ich hiermit. „The Universe would have to adjust“ ist für mich das Sommeralbum 2021 und ein Anwärter auf ein Album des Jahres. Die norwegische, in Oslo ansässige Band war mir bis dato nicht bekannt.
Minor Majority gründen sich im Frühjahr 2000 mit Pål Angelskår und Andreas Berczelly. Ihr erstes Album, „Walking Home From Nicole’s“, wurde ein Jahr später mit Unterstützung von Sängerin und Songwriterin Karen Jo Fields veröffentlicht. Im November 2001 wurde der Gitarrist Jon Arild Stieng Mitglied der Band. Im Frühjahr 2002 gingen sie zum ersten Mal auf Tournee. Berczelly verließ zur gleichen Zeit seine aktive Position in der Band und begann stattdessen, sich auf das Produzieren von Musik für die Band zu konzentrieren, was er seitdem tut. So ging es mit wechselnder Besetzung immer weiter bis zum Quintett. Nach einer Pause in 2010 kam die Band 2014 mit einem Live-Comeback zurück. Ein Album folgte erst 2019. Nun also das achte Album von Minor Majority „The Universe would have to adjust“, welches mit zwei Änderungen einherging. Zum einen die mit Corona verbundenen Schwierigeiten als Band zu arbeiten und live zu spielen. Zum anderen musste der letzte Gitarrist Jon Arild Nupen-Stieng, der die Band während der Tour 2019 verließ, ersetzt werden. An seine Stelle trat der bisherige Produzent Roar Nilsen, der jetzt ebenfalls Gitarrist der Band ist.
Das Album mit neun erfrischenden Songs erinnert mich in seiner Anlage und Stimmlage an die letzten Werke des schottischen Teenage Fan Club. Die Stimmlage, der mehrstimmige Gesang und die gesamte Herangehensweise und Melodien finde ich wirklich verblüffend. Ansonsten würde ich diesen warmen Folkpop mit The Tallest Man on Earth, Walkabouts oder den Go-Betweens vergleichen. Minor Majority stehen ganz in der Singer-Songwriter-Tradition. Man singt ausschließlich in Englisch über zumeist zwischenmenschliche Fragen, Sehnsüchte und Enttäuschungen, Beziehungsprobleme und Bindungsängste – also das handelsübliche Repertoire moderner Minnesänger.
Beim Durchhören fallen zunächst die Singles ins Ohr. “It Doesn’t Matter, It’s Okay” ist ein frühes Highlight, “(Looking For) Truth In The Vocal Booth” folgt mit seinen zahlreichen Referenzen und der unbedingten Liebe zur Harmonie und Melodie. “Should Have Been Easy” ist in seiner Melancholie typisch für den Sound der Norweger. “Cloud Let Them Come, Rain Let It Fall” ist für mich der musikalisch interessanteste Song vom Album, da der Songaufbau sehr interessant ist. Unterstützung gibt es von Kristine Marie Asvang von The Secret Sound of Dreamwalkers und Karen Jo Fields, die Songs von Minor Majority schon in der Vergangenheit häufiger ihre Stimme geliehen hatte. Und das Oslo Session Strings Quartet, das mehrere Tracks zuckersüß mit Streichern unterlegt hat. Nach meinem Gefühl viel zu früh ereilt uns das Ende dieser Melancholie. Es sind trotzdem neun ausreichende Songs ohne Ausfälle – hier überzeugt jede Note, jede Melodie und jeder Gesang. Fast ist man geneigt von einem perfekten Album zu sprechen.
Das Fazit fällt kurz aus: Unbedingte Kaufempfehlung für mein Sommeralbum aus Norwegen.
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