Schönen Tag euch FAZ-/SZ-Leser, Cognac-Trinker und Zigarren-Raucher,
wieder mal Weihnachten nicht das Richtige bekommen, weil die Partnerin nur die üblichen Sachen wie Socken, Krawatten und Kulturgutscheine verschenkt hat? Bei der Ausfahrt mit dem S500, dem Porsche 911 oder dem AUDI e tron ertönt aus der Bang & Olufsen auch nur Angestaubtes, nichts Angesagtes.
Leute – euch kann geholfen werden. Wer was auf sich hält, diskutiert die Tage bei der Vernissage oder am Abend im Club über die Senkrechtstarterin Andrea Motis und ihr aktuelles Album „Colors & Shadows“!
Kurz zur Künstlerin, Andrea Motis, 1995 in Barcelona geboren, legt mit „Colors & Shadows“ ihr drittes Album vor. Dabei kooperiert sie mit der WDR Bigband und dem Jazzline Label. In Spanien bereits ein Superstar! Das Album „Emotional Dance“ von 2017 war 17 Wochen in den Landescharts. Für diese Einspielung im April 2021 begab sich die Spanierin in das WDR Studio 4 in Köln, um dort mit der WDR Bigband unter der Leitung von Michael Mossman das Album „Colors & Shadows“ aufzunehmen.
Es ist Heiligabend und es ist diese blaue Stunde zwischen, „hoffentlich alles erledigt“ bis hin zur Freude über das Glöckchenklingeln, welches den Heilig Abend einläutet. Oder wie es eine Redaktionskollegin beschrieben hat: die Zeit zwischen Besinnung und Besinnungslosigkeit. Draussen wird es merklich ruhiger und dunkler und so ein kleines bißchen setzt in der Tat ein wenig Besinnlichkeit ein. Ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Genau in der Zeit greife ich zu „Colors & Shadows“ und die Nadel schraubt sich die erste Vinyl-Flanke hoch und „I didn’t tell them why“ weht in meine Ohrmuschel. Eine schöne Swing-Nummer, bei der Andrea Motis Stimme und Trompete erklingen läßt und die WDR Bigband eine tolle Begleitung spielt.
„Brisa“ hat mit seinem Scan-Intro und dem gipfelnden Gesang von Andrea Motis und der WDR Bigband seinen Höhepunkt. Ursprünglich hatte das Lied eine sehr folkloristische Note, wird hier aber zu einem leichten und beschwingten Gute-Laune-Song.
Die Songs stammen alle von Andreas‘ älteren Alben wie „Emotional Dance“ oder „Do Outro Lado Do Azul“. Entspannter Bossa Nova trifft da auf rhythmischen Drive. Für das Album mit der WDR Big Band hat Mike Moss den Songs von Andrea Motis nun ein neues Gewand verpasst. Dabei bedient er sich aller Farben, die die Big Band-Palette zu bieten hat: perlende Querflöte, schepperndes Blech, dunkle Bassklarinette und cooles Drumset. Die Sandkörner zwischen den Zehen sind vorprogrammiert und dass Andrea Motis auch mal in Portugiesisch singt, macht die Urlaubsstimmung perfekt.
Ein Wort noch zur WDR Bigband. Die Kapelle ist ein Weltklasse-Jazz-Ensemble und hat für seine Arbeit bereits diverse Grammys eingesammelt. Die Musiker sind zum Teil bekannte Solist:Innen mit eigenem Wiedererkennungswert. In dieser Rolle begeistern die Musiker mit ihren Interpretationen der Jazz-Größen bis hin zu den Pop-Stars. Als Ensemble der Weltelite – in NRW zu Hause – entfacht die Bigband mit ihren starken musikalischen Charaktern und Größen pure Energie, die man auf dem Vinyl zu hören bekommt.
Zum Fazit kommend weise ich darauf hin, dass es mir nicht leicht gefallen ist sich in diesem Genre zurecht zu finden und neutral zu bewerten. Am Ende hat sich meine Neugier, ein wenig Ehrgeiz, aber vor allem die Qualität von „Colors & Shadows“ durchgesetzt. Selbstverständlich braucht es die passende Zeit und Umgebung Andrea Motis feinem Trompeten-Spiel zuzuhören, aber dann ist es ein echter Mehrgewinn für das audiophile Spektrum und Leben. Ein echter Genuss.
Andrea Motis spielt seit Jahren in Jazz-Bands und diese Erfahrung hört man deutlich. Sie weiß genau, wann Luft und Raum für Soli und Band sein sollte. Leichtfüßig kommt sie in den Dialog mit der Band und so entsteht ein transparenter, grooviger Big Band-Sound für die großen Bühnen der Welt.
Technisch eine gute Entscheidung war es die zehn Songs auf vier Seiten zu verteilen. So entwickelt sich eine tolle Dynamik und man kann die räumliche Tiefe der Aufnahme einwandfrei genießen. Das Klappcover ist zudem eine Freude für alle Haptiker. Auch das Artwork mit seinen stilvollen Schwarz-Weiß-Bildern überzeugt. Leider befinden sich die Platten in aufwendigen, kartonierten Innenhüllen. Ein Einstecken in zusätzliche Innenhüllen ist so leider unmöglich. Leider gibt es auf Seite eins von „Colors & Shadows“ ein hörbares Knistern, welches auch nach Behandlung nicht verschwindet. Die anderen drei Seiten sind jedoch einwandfrei. Trotzdem trübt keines der genannten Dinge das Hörvergnügen das Gesamtspiel von Andrea Motis und der WDR Bigband.
Treffen könnt ihr Andrea Motis sowie die WDR Bigband im Netz:
Andrea Motis https://andreamotis.com/en/
facebook https://www.facebook.com/AndreaMotisMusic
instagram https://www.instagram.com/motis_andrea
WDR Bigband https://www1.wdr.de/orchester-und-chor/bigband/index.html