Leute, raus mit den Surfbrettern! Wir paddeln die Ostsee rüber und gehen in St. Petersburg vor Anker. Bitte Hawaiihemd und Sonnenbrille nicht vergessen, denn trotz aktueller Temperaturen um den Gefrierpunkt werden wir das da brauchen. Die Coffin Wheels bitten zum Tanz. Und die heizen uns mit „Fear And Dismemberment In St. Petersburg“ so mächtig ein, da kommt uns die Sahara im Sommer wie ein Besuch im Spaßbad vor. Für Spaß ist aber schon mächtig gesorgt, dank den Coffin Wheels. Also nix da mit Sahara.
Vom Label unseres Vertrauens in Sachen russischer Stromgitarrenmusik, von 1000 Travels To Noise, auf direktem Wege gen Westen importiert, liefert uns das 2006 gegründete Instrumental – Surf – Trio Action und Unterhaltung pur. Ihr Rezept: sie drehen uns bekannte Melodien durch den Surf – Fleischwolf und würzen das Ganze mit einer Priese Horrorpunk – Feeling. Heraus kommen dabei geradezu aberwitzige Potpourris. Kleine Kostprobe gefällig? Slayers unheilvoller Wolkenbruch „Raining Blood“ wird mit dem Thema unseres Lieblingsflattermanns Batman vermixt („Raining Gotham Grieg“). Oder das hier: zwei nicht ganz unbekannte Songs der nicht ganz unbekannten Grunge – Ikonen Nirvana werden locker – lässig ineinander verwoben („Heart – Shaped Spirit“). Da ist die eher miese Stimmung der Originale im Nu von einer Monsterwelle hinweg gespült. Übrig bleibt frei nach den Beach Boys ein ganzes Weltmeer voller „Fun, Fun, Fun“. Weitere tolle Überraschungen warten auf der Compilation auf euch. So viel sei verraten. Doch hört bitte, bitte selbst.
Hatte ich das schon erwähnt? Ja, hatte ich. „Fear And Dismemberment In St. Petersburg“ macht völlig konträr zu seinem Titel einen mords Spaß. Wobei das mit der Zerstückelung ja dann doch ganz gut ins Schwarze trifft. Auch wenn es sich letztlich quasi um Coversongs handelt, kann man den Coffin Wheels dank ihres genialen Händchens dafür, die richtigen Originale in ihre Einzelbestandteile zu zerhacken, um sie dann mit dem passenden Puzzleteil wieder zusammenzusetzen, eine gehörige Portion Eigenleistung und Kreativität zuschreiben. Und richtig gut gespielt ist das dann auch noch. Da bleibt dem Surfweltmeister Dick Dale doch glatt der Kaugummi im Halse stecken.
Wer auch nur im leisesten Ansatz was mit Federhall und Surf – Staccato anfangen kann, wer sich auch außerhalb von Karneval gerne mal als Demented Are Go – Fan verkleidet oder seinen Sold bei der Tiger Army verdient, der/die muss hier einfach zuschlagen! Wer The Ventures oder Jancee Pornick Casino für großes Entertainment hält und Musik nicht nur zum Hören, sondern auch zum Schmunzeln sucht auch.
Die Compilation scheint laut 1000 Travels To Noise ultra limitiert zu sein. Lediglich 200 Exemplare, davon 125 in Farbe, sind auf den sieben Weltmeeren unterwegs. Und eins davon hab ich. Das wird auf jeden Fall auch so bleiben! Also hisst die Segel und macht euch schnellstens auf Schatzsuche, bevor die anderen 199 Perlen der Ostsee ebenfalls für immer für euch verschollen bleiben.
Auch genial ist übrigens die Beilage. Zwölf Sticker verweben jeweils eines der zwölf Potpourris gekonnt bildlich. Wer also das unten aufgeführte Foto aufmerksam studiert, kann sich rebusmäßig selber herleiten, was ich oben nicht weiter verraten wollte. Viel Spaß dabei. Und überhaupt viel Spaß mit den Coffin Wheels!
Schatzsucher*Innen und/oder Strandpartygänger*Innen können hier fündig werden.