Zwei Seiten eines Releases, doch ich kann nur ein Cover als erstes Foto nehmen. Hm. Soll ich jetzt zwei Reviews schreiben? Wäre ja eigentlich witzig. Das Voss’sche Schaf grinst mich auch irgendwie schelmisch an, habe das Gefühl, ich sollte irgendetwas Lustiges tun. Es dreht sich hier um die Split LP von Knud Voss und Hotel Kempauski. Zwei Bands aus dem Norden, also von Süden, mir aus, gesehen. Schnell die Platte auflegen, bevor mir noch mehr Sätze mit vielen Kommas einfallen.
Das erste Stück, welches ich mir anhöre, ich habe mich für die Hotel Kempauski Seite entschieden, ist “das dünne Eis der Zivilisation im Zeitalter des Populismus”, welches eigentlich “Dunkle Tetrade” heißt – mir gefällt halt diese schöne Einstiegszeile. Es geht um Fake-News im Internet, was hier wirklich erfrischend ehrlich und witzig vorgetragen wird. Ziemlich deepe Lyrics. Mehr als zwei Stücke sind es pro Seite eh nicht. Man nimmt sich selbst nicht sonderlich ernst, meint es aber so. Es folgt direkt also “O.M.R. analog” und ich muss aufstehen und die Platte umdrehen. Ne, ich lass nochmal laufen. Ihr wollt ja bestimmt wissen, was da aus meine Boxen dröhnt, um euch allen einen 1A – Kaufanreiz zu bieten!
Ich liebe ja diese kleinen, unter dem Radar fliegenden, selbst produzierten Releases. Das Hinhören lohnt sich mehrfach. Eine kleine Überraschung birgt die Hotel Kampauski Seite noch, ich verrate nichts. Hört es euch an. Ich verrate nichts. Hört es euch an (Statt Kommas, Worte wiederholen).
Hotel Kampauski behaupten, dass Online-Marketing-Rockstars nicht arbeiten sondern siegen gehen! Überprüfung bitte. Musikalisch hört sich das nach straighteren KaputKrauts an. Eigenaussage: Sie sind die älteste Nachwuchsband Kiels und führen den Punk in seine wohlverdiente Midlifecrisis. Ich würde sagen: Punk wird eh schon mit dem Rollator rumgeführt, Midlifecrisis pffff. Jedenfalls:
Seite zwei ist von und mit, ich kann ja schon fast sagen “alten Kumpels”, weil ich die seit ihrer ersten Platte begleite, oder sie mich, musikalisch, ohne Rollator. Ich bin also ein bisschen voreingenommen und gehe davon aus, dass Knud Voss dort weitermachen, wo sie bei “capristube” noch nicht aufgehört haben. Nahtlos, sagt man dazu. Sie machen Post-Punk und erinnern mich extrem an k z i m a l p p. Wer kennt die nicht, Zwinkersmiley?
“Flugrost” ist supertanzbar, hitverdächtig, nein, es ist ein Hit! Der Song atmet den abgeklärten Punk, der über die Nordsee weht, während der New Wave diesen mit zarten Küsschen einlullt. Mit “Schimmeldecke” geht es dann so 1,2,3,4 los, ein wunderbarer Text über Patrioten.
Die beiden Bands haben ihre Bandfreundschaft – schnelle Zwischenfrage: Wie lange ist so eine Bandfreundschaft eigentlich, wenn doch eine der beiden Bands ne Newcomerband ist? – toll zelebriert. Ein Song mehr pro Band wäre schon auch sehr schön gewesen… ist aber Jammern auf hohem Niveau. In der Kürze, liegt die Würze. Drei Daumen hoch!
Jede Band hat also ihr eigenes Cover, schönen Einleger dazu mit Fotos und Texten, Vinyl kommt in zwei Farben. Einmal gelb und einmal grün transluscent, je 150 Auflage. Direkt bei den Bands zu haben! Oder bei flight13. Zu einem wirklich kleinen Kurs.